SKV - MTV Stuttgart 26 : 28

08.10.2016, Dreifachhalle Sportzentrum Stählerwiese, Kreuztal

Spannender Wettkampf, knappe Niederlage.

Mit einer insgesamt starken Mannschaftsleistung forderte  die SKV den MTV Stuttgart bis zum letzten Duell, um schließlich mit 26 : 28 ScorePunkten denkbar knapp zu verlieren. TopScorer war Alexei Rostov vom MTV. Die Tageshöchstnote erzielte Matthias Fahrig am Sprung mit 15,15 Punkten.

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Starke Siegerländer Kunstturnvereinigung begeisterte 700 Zuschauer in der vollbesetzten Sporthalle Stählerwiese in Kreuztal

Nach dem überraschend deutlichen Auftaktsieg der Siegerländer Kunstturnvereinigung auswärts gegen den TSV Monheim, der schon ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum ersten Saisonziel „Klassenhalt“ in der Kunstturnbundesliga war, kamen am Samstag 700 Zuschauer in die Sporthalle Stählerwiese in Kreuztal, um das Heimdebüt der SKV gegen den mehrfachen Deutschen Meister MTV Stuttgart zu erleben.

Hatte die SKV noch in der Bundesligasaison 2014 gegen eben diesen Gegner mit 14:67 Punkten eine herbe Schlappe erleben müssen, präsentierte sich die seitdem deutlich verstärkte Mannschaft dem Siegerländer Publikum diesmal als ein ebenbürtiger Gegner der Schwaben, die erst am Reck als dem letzten Gerät den Wettkampf mit 28:26 Punkten denkbar knapp für sich entscheiden konnten.

Wie sehr die Siegerländer Turner die Erfolg gewohnten Turner aus Stuttgart, die alle im dortigen Kunstturnforum als einem der personell und sachlich bestausgestatteten Leistungszentren in Deutschland trainieren, unter Druck setzen konnten und vor allem in der Aufholjagd nach der deutlichen Pausenführung des MTV nervös machen konnten, konnte man auch an dem Verhalten der Stuttgarter Offiziellen sehen, die sehr zum Missfallen des fairen und sachkundigen Publikums nahezu jede Wertung des Kampfgerichts monierten, ein Verhalten, was unter Turnern an sich unüblich ist.

Am Ende entschied die geringere Zahl der Fehler zu Gunsten des Teams aus Stuttgart, welches auch mit dem Russen Alexei Rostov den Topscorer des Tages in seinen Reihen hatte. Beste Turner in Siegerländer Reihen waren diesmal Neuzugang Matthias Fahrig, der am Sprung die Tageshöchstnote von 15,15 Punkten erreichte, der junge Geisweider Andreas Jurzo, der mit einem neueinstudierten Sprung das Publikum begeisterte und der Belgier Daan Kenis, der mit seinem technisch sauberen und eleganten Turnstil an allen Geräten eine echte Bereicherung für die SKV geworden ist.

Trotz der knappen Niederlage war man in den Reihen der SKV mit den gezeigten Leistungen der Turner zufrieden, die sich durchweg im Vergleich zum ersten Wettkampf steigern konnten. Den Zuschauern wurde ein hochklassiger und bis zum Ende äußerst spannender Wettkampf geboten, der bei dem nächsten Heimwettkampf gegen den amtierenden Deutschen Meister KTV Straubenhardt wieder eine volle Sporthalle Stählerwiese in Kreuztal erwarten lässt.

 

Vorbericht

Mit dem MTV Stuttgart wartet gleich im ersten Heimwettkampf am 8. Oktober 2016 einer der profiliertesten und erfolgreichsten Vereine in der Bundesliga auf den Aufsteiger Siegerländer Kunstturnvereinigung.

2014 wurden sowohl die Männer als auch die Frauen des MTV Stuttgart Deutscher Meister in der Ersten Bundesliga. Noch erfolgreicher waren die Kunstturner aus Stuttgart als KTV Stuttgart, später dann der Württembergischen Kunstturnvereinigung, die seit Mitte der 80-er Jahre der Deutschen Turnliga angehörte. Die KTV bzw. WKTV wurden 1984 3., 1986, 1987 und 1988 2. (jeweils hinter der Turnabteilung des FC Bayern München) in der 1. Bundesliga, bevor man dann 1994 zum ersten Mal den Titel des Deutschen Meisters in die Schwabenmetropole holen konnte. Dieses Kunststück konnte dann in 1995 und 1996 wiederholt werden. 2001 und 2002 wechselte man Sponsor und Name und wurde erneut – diesmal als EnBw KTV Stuttgart - Deutscher Meister, bevor man sich dann im Jahr 2010 dem mehr als 8.000 Mitglieder starken MTV Stuttgart anschloss. Mit dem Titel aus 2014 wurden die Stuttgarter also insgesamt sechs Mal Deutscher Meister - nur der SC Cottbus holte noch einen Titel mehr.

Nicht ganz so erfolgreich verlief die Saison 2015, zumindest für die Stuttgarter Männer. Man hatte zwar zu Beginn der Saison den besten Turner Marcel Ngyuen an die KTV Straubenhardt verloren, diesen jedoch durch den erfolgreichsten Deutschen Turner der letzten Jahrzehnte, Fabian Hambüchen, mehr als gleichwertig ersetzt, wodurch man zu den absoluten Meisterschaftsfavoriten zählte. Diese Vorschusslorbeeren konnte man auch bis zum letzten Wettkampf der Hauptrunde eindrucksvoll bestätigen, verlor dann jedoch gegen die KTV Straubenhardt, ausgerechnet zu Hause in der vollbesetzten Scharr-Arena, wodurch man nur das „kleine“ Finale, also den Kampf um den 3. Platz, erreichte. Als in diesem Wettkampf auch noch Fabian Hambüchen fehlte, wurde man nur Vierter, was gemessen an den Ambitionen dieses Vereins einer kleinen Enttäuschung gleich kam. Da war der erneute Titelgewinn der Frauen nur ein kleines Trostpflaster, aber immerhin ist der MTV Stuttgart der einzige Verein in Deutschland, der in Männer- und Frauenbundesliga vertreten ist.

Durch die zum Saisonende erfolgte Rückkehr von Fabian Hambüchen zur KTV Obere Lahn wurde der MTV Stuttgart zwar nominell weiter geschwächt, er muss jedoch auch in 2016 zu den Favoriten auf einen Finalplatz gerechnet werden. Man profitiert nicht nur von der Finanzkraft eines der größten Sportvereine in Süddeutschland, sondern auch von leistungsfähigen Sponsoren, und vor allem von der Tatsache, dass in Stuttgart mit dem Kunstturnforum eines der leistungsstärksten Kunstturnzentren in Deutschland ansässig ist. Dort werden regelmäßig hervorragende Nachwuchsturner ausgebildet, die dann das Rückgrat der Mannschaft des MTV bilden, und das verfügbare Budget – auch gestärkt durch den hohen Zuschauerzuspruch – erlaubt regelmäßig die Verpflichtung eines oder mehrerer Weltklasseturner aus dem Ausland.

Von den deutschen Turnern des MTV sind an erster Stelle die Nationalturner und WM Teilnehmer Sebastian Krimmer und Daniel Weinert, sowie die beiden ausgezeichneten Nachwuchsturner Felix Pohl und Alexander Maier zu nennen. Aber auch die bundesliga-erfahrenen Philipp Sorrer – Trainingskollege von Philipp Herder in Berlin – und Anton Wirt werden ihren Beitrag in Form von soliden Scorepunkten zum Mannschaftsergebnis liefern, ebenso wie „Oldie“ Thomas Andergassen, 2007 Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft, die in Stuttgart den 3. Platz bei der WM erreichte. Er kann – obschon inzwischen ebenfalls Trainer am Kunstturnforum – immer noch eine Klasseübung an den Ringen zeigen.

Auch wenn die Vorhersage dieses Wettkampfes Vorteile der MTV Stuttgart im Vergleich zu der SKV erwarten lässt, sollte sich kein Turnfreund diesen Wettkampf entgehen lassen. Er wird auf jeden Fall einer der Höhepunkte der Saison 2016 werden, und vielleicht kann ja „David“ SKV dem „Goliath“ MTV Stuttgart das Leben schwerer als gedacht machen …