… plakative Attribute für den bevorstehenden Wettkampf, mit dem Gastgeber und selbsternannter Favorit KTV Obere Lahn und Aufsteiger Siegerländer KV in der Biedenkopfer Sporthalle an der Lahntalschule die Bundesligasaison abschließen.
Für einen der beiden Vereine gibt es dann noch eine Zugabe, winkt doch auf jedem Fall dem Sieger dieses spannungsgeladenen Vergleichs die Teilnahme an dem „kleinen“ Finale der Deutschen Turnliga, in dem er auf den vorzeitig qualifizierten MTV Stuttgart im Kampf um die Bronzemedaille und den 3. Platz in der Abschlusstabelle treffen wird. Die Finalwettbewerbe werden in diesem Jahr erstmalig im baden-württembergischen Ludwigsburg ausgetragen, in der dortigen MHP-Arena, die 4.000 Zuschauern Platz bietet. Diese Veranstaltung, in der die Meister und Platzierten sowohl der Frauen- als auch der Männerliga ermittelt werden, haben sich mittlerweile zu dem beliebtesten Turnevent in Deutschland entwickelt – kein Wunder also, dass sich auch die beiden Erstligisten aus dem Sieger- sowie dem benachbarten hessischen Hinterland einen heißen Kampf um das letzte verbliebene Ticket in Ludwigsburg liefern wollen.
Vor der Saison konnte die Ausgangslage für die beiden Vereine nicht unterschiedlicher sein. Hier die SKV als Aufsteiger in das Oberhaus des deutschen Vereinsturnens, mit dem vorrangigen Ziel, nicht nach 2014 auch diesmal gleich wieder absteigen zu müssen. Dort die KTV Obere Lahn, seit 2012 eine feste Größe in der 1. Liga, und nach der Rückkehr des besten deutschen Turners der letzten Jahrzehnte, Reckolympiasieger Fabian Hambüchen, zu den Meisterschaftsfavoriten zählend.
Wie wichtig Vorzeigeturner Fabian Hambüchen für die KTV Obere Lahn ist, konnte man dann im Verlauf der bisherigen Wettkämpfe sehen. Stand Hambüchen nach der kraftraubenden Olympiateilnahme und zwischen den zahlreichen öffentlichen Auftritten nach dem Gewinn der Goldmedaille seiner Mannschaft zur Verfügung, gab es nicht nur an den Geräten, an denen er turnen konnte, Scorepunkte, die man ohne ihn nicht erzielt hätte, er verlieh dem restlichen Team auch soviel Aufwind, dass man sogar im Wettkampf bei der TG Saar trotz einer Gesamtniederlage ein Unentschieden nach Gerätepunkten holen konnte – Punkte, die am Ende möglicherweise über Platz 4 und 5 entscheiden können.
Zweitbester deutscher Turner in den Reihen der KTV Obere Lahn war im bisherigen Verlauf der Saison der Hallenser Nick Klessing, in diesem Jahr bereits Junioren-Europameister an den Ringen und zur Zeit mit Abstand bester Nachwuchsturner in Deutschland. Auch an den anderen Geräten zählte Klessing bisher zu den fleißigsten Punktesammler der Hinterländer, so dass sein durch die Teilnahme am gleichzeitig stattfindenden „Turnier der Meister“ in Cottbus möglicher Ausfall in der Bundesliga in Biedenkopf die KTV hart treffen würde. Abgewartet werden muss auch, ob der beste ausländische Turner der Hessen in den letzten Jahren, Andrej Likhovitskyi, diesmal an mehr Geräten als am Reck eingesetzt werden kann. Zusammen mit dem Armenier Artur Davtyan, Spezialist am Sprung und an den Ringen, würde Likhovitskyi ein starkes Ausländerpaket und eine echte Herausforderung für die Siegerländer Turner auf dieser Position bilden.
Aber auch die SKV geht nicht ganz ohne Sorgen in diesen Wettkampf. Zwar ist Ex-Europameister Matthias Fahrig nach überstandener Erkältungskrankheit zumindest an seinen Spezialgeräten Boden und Sprung wieder voll einsatzfähig, dafür hat es aber den Belgier Daan Kenis erwischt, der sich im Training am Barren eine Gesichtsverletzung zuzog und ausfällt. Landsmann Dennis Goossens steht aber trotz anderer Saisonplanung am Samstag zur Verfügung, ihm machen die bisherigen Saisonerfolge, an denen er auch jeweils seinen Anteil hatte und die Aussicht auf die Finalteilnahme offensichtlich so viel Spaß, dass er der SKV die Teilnahme für diesen Wettkampf zugesagt hat. Große Hoffnungen setzen die Verantwortlichen der SKV wieder auf die Leistungen von Kanji Oyama, diesmal wahrscheinlich erstmals auch am Boden – seinem erklärten Lieblingsgerät – und als Ersatzmann für Daan Kenis am Reck. „Dafür haben wir ja Kanji als ausgesprochenen Mehrkämpfer noch kurzfristig in die Mannschaft aufgenommen, dass er immer dann ohne besondere Vorbereitungszeit einspringen kann, wenn es erforderlich ist. Außerdem sind wir sicher, dass Philipp Herder seinen Aufwärtstrend der letzten Wettkämpfe fortsetzen kann. Wenn dann noch die Zahl der unnötigen Fehler abnehmen wird, dann werden wir auf jeden Fall der KTV Obere Lahn einen spannenden Wettkampf bis zum letzten Gerät liefern können“, so SKV-Vorstandsmitglied Horst-Walter Eckhardt zu den Chancen der Siegerländer am Samstag in Biedenkopf.
„Für unsere Turner ist es nicht nur der vorläufige Höhepunkt in dieser Saison, sondern für manche auch eine Erfahrung, die sie so in ihrem Turner-Leben möglicherweise nicht mehr machen können. Wann gibt es schon einmal die Gelegenheit, gegen einen deutschen Olympiasieger antreten zu können, und das möglicherweise in seinem letzten Bundesligawettkampf? Mehr Motivation kann es eigentlich gar nicht geben“ freut sich auch Reimund Spies, Präsident der SKV, auf einen hochklassigen Turnwettkampf in der mit 1.426 Zuschauern restlos ausverkauften Sporthalle an der Lahntalschule in Biedenkopf.
Übrigens beginnt dieser Wettkampf wie alle anderen Begegnungen in der 1. Liga am letzten Wettkampftag um 18 Uhr. Einlass ist um 16 Uhr, das Einturnen beginnt wie üblich eine Stunde vor Wettkampfbeginn um 17 Uhr.