Auswärtsniederlage der SKV in Stuttgart

 

20.05.2017 17:00 Uhr SCHARRena Stuttgart, Fritz-Walter-Weg, 70372 Stuttgart

SKV unterlag dem MTV Stuttgart deutlich mit 21:42 Scorepunkten

Der vielfache Deutsche Meister MTV Stuttgart verstand es, seinen Heimvorteil optimal zu nutzen und die SKV am Ende deutlich mit 42:21 Score- und 10:2 Gerätepunkten zu besiegen, nachdem es auch nach dem vierten Gerät noch ein ausgeglichener Wettkampf mit Siegchancen für beide Mannschaften war.

Nach dem überlegenen Startsieg am ersten Wettkampfwochenende gegen den TSV Monheim, vor allem aber nach den beiden zwar ebenfalls verlorenen, aber mehr oder weniger ausgeglichenen Vergleichen mit dem vielfachen Deutschen Meister Stuttgart in der Vorsaison waren die Siegerländer mit verhaltenem Optimismus an den Neckar gereist. Zwar hatten die Stuttgarter am vorigen Samstag dem Mitfavoriten um die Meisterschaft KTV Obere Lahn in deren Halle ein verdientes Unentschieden abgerungen und vor allem mit knapp 318 Punkten ein deutlich besseres Gesamtergebnis als die Siegerländer erzielt, die jedoch ihrerseits hofften, dass allein durch das Abstellen der gröbsten Fehler aus dem ersten Wettkampf der Abstand zu den Schwaben soweit schrumpfen würde, dass erneut eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe möglich sein würde.

Beide Mannschaften traten in der mit rund 300 Besuchern nur schwach besetzten Scharrena (Fassungsvermögen 2.250 Zuschauer) in ihrer gegenwärtigen Bestbesetzung an. Bei der SKV fehlte nach wie vor der belgische Ringespezialist Dennis Goossens, während die Stuttgarter den russischen Europameister Artur Dalaloyan durch dessen Landsmann Alexej Rostov ersetzen musste, was sich aber im Wettkampfverlauf keineswegs als Nachteil herausstellen sollte. Rostov, schon im Vorjahr einer der besten Turner in der Bundesliga, präsentierte einen fehlerfreien Wettkampf auf hohem Niveau und gewann auch die Einzelwertung mit 15 Punkten vor Daan Kenis, einem der belgischen Nationalturner in Siegerländer Reihen, der diesmal auf 12 Scorepunkte kam und auch nach dem zweiten Wettkampftag die Scorerwertung der 1. Bundesliga anführt.

Ein deutliches Handicap für die Siegerländer war es, dass ihr Spitzenturner Philipp Herder, mittlerweile einer der besten deutschen Turner und in der Liga seit vielen Jahr eine Trumpfkarte der SKV, nicht in dem Vollbesitz seiner Kräfte in den Wettkampf gehen konnte. „Ich hatte in der abgelaufenen Woche eigentlich gut trainiert. Über Nacht hat sich jedoch bei mir eine Erkältung eingestellt, die mich mehr behindert, als mir das lieb ist. Dass ich keinen einzigen Punkt erzielen konnte, ist mir in einer Karriere noch nie passiert, und ich bin sicher, dass ich mich am kommenden Samstag wieder in bester Form in Kreuztal präsentieren werde“, so der zerknirschte Kommentar der Siegerländer Nr. 1 zu seinem Auftritt in Stuttgart.

Wie schwer es die Siegerländer an diesem Tag haben würden, wurde gleich beim ersten Duell am Boden klar. Daniel Uhlig musste trotz gut geturnter Übung vier Punkte an den Stuttgarter Felix Pohl abgeben, ein Ergebnis, welches in SKV-Reihen ein wenig auch dem im gesamten Wettkampfverlauf nicht besonders souverän wirkenden Kampfgericht angelastet wurde. Die für Bodenspezialist Matthias Fahrig ungewohnt niedrige Note von 13,00 Punkten wiederum war die Folge eines vom Kampfgericht richtig erkannten Fehlers bei der Ausführung eines Akrobatik-Teiles, so dass das Auftaktgerät trotz einer Glanzleistung von Daan Kenis, die mit 13,60 Punkten bewertet wurde, an die Stuttgarter ging.

Einziger Punktesammler der SKV am Seitpferd war Sebastian Bock, der sein Duell mit vier Scorepunkten gewann. Seitpferdspezialist Bram Louwije, nach längerer Verletzungspause in diesem Jahr wieder in die Mannschaft zurück gekommen, hätte durchaus weitere Punkte hinzufügen können, machte jedoch in seiner ansonsten glänzend vorgetragenen Übungen einen Grifffehler, so dass er dem Stuttgarter Mannschaftskapitän Sebastian Krimmer nur ein Unentschieden abringen konnte.

Den – wie sich am Wettkampfende herausstellen sollte, einzigen – Gerätesieg errangen die Siegerländer dann auch ohne Dennis Goossens an den Ringen. Daan Kenis und Sebastian Bock legten 2 bzw. 1 Scorepunkte vor, denen dann Eric Lloyd Hinrichs als der Jüngste im SKV-Team vier weitere im Duell gegen Nationalturner Felix Pohl hinzu fügte, während Philipp Herder trotz starker Übung deren drei an Rostov abgeben musste. Das Ringeergebnis von 7:3 brachte die Siegerländer zur Halbzeit auf einen Scorepunkt an die Stuttgarter heran, ein Zwischenstand, der auch weiterhin auf eine spannende zweite Wettkampfhälfte hoffen lies.

Den Taktikern der SKV war klar, dass der Sprung als Auftaktgerät der zweiten Wettkampfhälfte deutlich gewonnen werden musste, wenn man bei der bekannten Stärke der Stuttgarter an Barren und Reck noch eine Chance auf einen Sieg in der Scharrena haben wollte. Deshalb setzte Philipp Herder, der als erster Siegerländer springen musste, alles auf eine Karte, sprang den von ihm in diesem Jahr neu einstudierten Roche – einen Überschlag mit anschließendem Doppelsalto – konnte diesen aber nicht stehen und kassierte hohe Punktabzüge.

Daan Kenis mit einer erneut starken Leistung, die mit 3 Scorepunkten belohnt wurde, konnte den Rückstand nicht weiter verkleinern, zumal Andreas Jurzo, im Vorjahr noch einer der stärksten Siegerländer an diesem Gerät einen weiteren Punkt an den Stuttgarter Krimmer abgeben musste und der Punktverlust von Matthias Fahrig gegen Rostov, der bei dem selben Schwierigkeitsgrad und absolut vergleichbaren Abzügen erneut niedriger bewertet wurde als Rostov, mit 14,40 Punkten aber immerhin die Tageshöchstwertung aus Siegerländer Sicht erreichte.

Statt einer erhofften Führung nach dem Sprung stand es nun 20:18 für die Stuttgarter, und was dann für die SKV am Barren und am Reck eintrat, kann man nur als Einbruch bezeichnen. Am Barren gingen gleich alle Duelle verloren, und am Reck gewann nur Daan Kenis mit guten 13,55 Punkten sein Duell gegen den früheren Deutschen Meister Philipp Sorrer, so dass am Ende die Stuttgarter mit 42:21 Scorepunkten doch noch einen überlegenen Sieg einfahren konnten.

„Während Stuttgart mit 317,30 Punkten fast das gleiche Resultat wie am vorigen Samstag in Biedenkopf erzielt hat, können wir mit der Leistung unserer Mannschaft trotz einer erkennbaren Steigerung gegenüber dem Wettkampf gegen Monheim nicht ganz zufrieden sein. Nach wie vor machen wir zu viele individuelle Fehler, die im Scorepunktsystem der Bundesliga doppelt bestraft werden. Kompliment aber an die Stuttgarter Mannschaft, die sich geschlossen präsentiert hat, und die in allen Wettkampfsituationen immer eine Antwort auf unsere Leistungen parat hatte. Besonders beeindruckt haben mich die Fortschritte ihrer jungen Turner Pohl und Maier – hier sieht man das Ergebnis der zielgerichteten Arbeit im Kunstturnforum Stuttgart, von dem wir und unsere Jungs uns noch einiges abschauen können“, so das Fazit des Vorstandsmitglieds der SKV Horst-Walter Eckhardt, zum verlorenen ersten Auswärtswettkampf der diesjährigen Bundesligasaison.

s. auch Bericht der Siegener Zeitung zum Wettkampf