SKV - TG Saar 25 : 39

27.05.2017 16:00 Uhr Dreifachturnhalle Stählerwiese, Am Park, 57223 Kreuztal

SKV verliert nach starkem Widerstand gegen den Vizemeister TG Saar

Zwei völlig verschiedene Wettkampfhälften in der Kreuztaler Stählerwiese

Den Einstieg in den Heimwettkampf gegen die bisher ungeschlagene TG Saar hatten sich die Turner der SKV sicher ganz anders vorgestellt, waren sie doch in der Vorsaison einschließlich des Ligafinales am Boden unbesiegt geblieben. Diesmal setzte es aber gleich am ersten Gerät nach mehreren schweren Patzern einen Geräteverlust mit 0:14 Punkten.

Die ersten Scorepunkte für die SKV holte dann Philipp Herder am Seitpferd, der mit seiner bisher besten Saisonleistung am Zittergerät der Siegerländer den Deutschen Meister von 2016 Waldemar Eichhorn klar besiegte. Glück im Unglück hatte hier Bram Louwije, der trotz eines Absteigers Weltklasseturner Oleg Verniaiev noch einen Punkt abknöpfen konnte, da der Barren-Olympiasieger ebenfalls das Gerät verlassen musste und auch den Rest seiner schwierigen Übung nicht gewohnt sauber vortragen konnte.

Das nächste Duell gewann dann Sebastian Bock für die Siegerländer mit drei Punkten an den Ringen – das war es aber dann auch schon, so dass zur Halbzeit Meisterschafts-Mitfavorit TG Saar mit 29:7 Score- und 6:0 Gerätepunkten in Führung lag. Ein Rückstand aus Sicht der SKV, den es so in dieser Form schon lange nicht mehr gab.

In der zweiten Wettkampfhälfte zeigte sich dann das andere Gesicht der SKV. Einstellung und Technik stimmten plötzlich, und die Zuschauer, die trotz hochsommerlichen Wetters und Himmelfahrtswochenende in die Sporthalle Stählerwiese gekommen waren, erlebten eine Aufholjagd der Siegerländer, die sie den bisherigen Wettkampfverlauf beinahe komplett vergessen ließ.

Los ging es am Sprung mit Philipp Herder, der seinen neu einstudierten Roche zwar nicht in den Stand bringen konnte, durch den wesentlichen höheren Ausgangswert aber seinem Kontrahenten von der Saar trotzdem drei Punkte abnehmen konnte. Ein ausgeglichenes Duell auf hohem Niveau gab es zwischen Andreas Jurzo und Felix Remuta, der vor kurzem ganz knapp das EM-Finale im Sprung verpasst hatte. Jurzo zeigte zwar den einfacheren Sprung, erhielt aber 9,45 Ausführungspunkte und ein Gesamtergebnis von 14,25, ebenso wie Remuta auf der anderen Seite – an diesem Tag die Höchstnote der Siegerländer. Matthias Fahrig – amtierender Deutscher Meister am Sprung – hatte zwar leichte Standunsicherheiten bei seinem Roche, hielt jedoch seinen jüngeren Widersacher Luca Ehrmanntraut auf Distanz und vergrößerte den Zwischenstand auf 4:0 Punkte. Leider nicht genug für einen Gerätesieg – Oleg Verniaiev stand seinen „Dragulescu“ (Roche mit einer zusätzliche halben Drehung) nahezu sicher und nahm Daniel Uhlig die vier Punkte ab, die für die Saarländer zum Unentschieden reichten.

Dass das Sprungergebnis jedoch mehr als ein Lebenszeichen der SKV-Turner sein sollte, erlebten die Zuschauer dann an den beiden folgenden Geräten. Das Barrenturnen eröffnete Philipp Herder mit einer schwierigen und gleichzeitig sauber vorgetragenen Übung, die ihm 13,80 Punkte und seiner Mannschaft vier Zähler einbrachte. Weitere vier Scorepunkte erkämpfte sich Bram Louwije im Duell mit Felix Remuta. Großen Widerstand setzte Sebastian Bock mit einer perfekt vorgetragenen Übung dem Barren-Olympiasieger Oleg Verniaiev entgegen. Dieser wollte den Siegerländer Zuschauern seine neu zusammen gestellte Übung (Schwierigkeitsgrad 6,6) zeigen, leistete sich dabei aber mehrere Unsicherheiten und konnte so gerade noch zwei Scorepunkte für den Vizemeister des Vorjahres retten. Ihm gleich tat es dann im abschließenden Duell der Youngster an diesem Gerät Dschamal Mergen gegen Eric Lloyd Hinrichs, konnte aber den ersten Gerätesieg der Siegerländer an diesem Tag nicht mehr verhindern.

Im abschließenden Reckturnen gewannen dann Sebastian Bock mit einer erneut ausgezeichneten Vorstellung – vier Scorepunkte gegen Oleg Verniaiev, der das Gerät verlassen musste – und Tim Leibiger, der seine schwierige Übung endlich noch einmal fehlerfrei durchturnen konnte, bei einem Unentschieden von Bram Louwije die zweite Gerätewertung für die SKV. Das Endergebnis von 25:39 Punkten aus Siegerländer Sicht war zum Schluss noch aller Ehren wert und zeigte den Zuschauern, dass die Mannschaft intakt ist, bei einem größeren Rückstand nicht einbricht und im Prinzip auch mit den etablierten Mannschaften der ersten Bundesliga mithalten kann. Zu Gute halten muss man ihr auch an diesem Tag, dass wie in den Frühjahrswettkämpfen zuvor Ringespezialist Dennis Goossens verletzungsbedingt fehlte – im Vorjahre eine sichere Bank für mehrere Scorepunkte an diesem Gerät – und vor allem, dass der bisherige Topscorer Daan Kenis durch die Teilnahme an den Belgischen Landesmeisterschaften unabkömmlich für die Bundesliga war. Daan hielt sich mit dem Titel eines Belgischen Meisters im Mehrkampf mit respektablen 81,30 Punkten schadlos, und wurde auch durch Bram Louwije an den meisten Geräten glänzend ersetzt. Bram konnte jedoch wegen einer langwierigen Fußverletzung nicht am Boden und am Sprung eingesetzt werden, so dass hier die Ausländerposition unbesetzt blieb, ein Nachteil, der jede andere Bundesligamannschaft ebenso geschwächt hätte, wie das an diesem Nachmittag in der Stählerwiese bei der SKV der Fall war.

Wie geht es nun weiter mit den Turnern der Siegerländer Kunstturnvereinigung? Am Pfingstmontag werden zunächst einmal die Deutschen Meisterschaften im Kunstturnen im Rahmen des Deutschen Turnfests in Berlin ausgetragen, für die sich mit Philipp Herder, Matthias Fahrig, Daniel Uhlig, Sebastian Bock, Eric Lloyd Hinrichs und Nico Ermert fünf der sieben deutschen Turner qualifiziert haben, die am Samstag für die SKV in der Bundesliga an die Geräte gegangen sind (Andreas Jurzo ist Ersatzturner 1 und kann auch noch nominiert werden). Herder hat gute Chancen auf einen vorderen rang im Mehrkampf und Finalchancen an mehreren Geräten, Matthias Fahrig möchte seiner Sammlung einen weiteren Gerätetitel hinzu fügen. Für die anderen SKV Turner geht es hauptsächlich um eine gute Platzierung im Mehrkampf.

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Danach geht es in die Sommerpause, und nach den Weltmeisterschaften in Montreal steht die zweite Saisonhälfte der Bundesliga an. Die SKV geht in die letzten vier Wettkämpfe mit 2:4 Punkten auf dem fünften Tabellenrang und damit einer vergleichbaren Ausgangsposition wie im Vorjahr. Es geht zunächst darum, den Klassenerhalt im nächsten Heimwettkampf gegen das KTT Heilbronn zu sichern, und vielleicht geht ja noch etwas mehr, idealerweise im letzten Saisonwettkampf zu Hause in der Stählerwiese gegen den Lokalrivalen KTV Obere Lahn, der mit einer sehr starken Mannschaft ins Siegerland kommen will, um nach Möglichkeit seine Teilnahme am Meisterschaftsfinale der DTL unter Dach und Fach bringen möchte.

s. auch unter Presse