Erste Chance auf Finalteilnahme vergeben

Vor dem Wettkampf schien die durch den Ausfall des türkischen WM-Neunten Ahmet Önder und verschiedene verletzte bzw. kranke Turner arg dezimierte Mannschaft der Siegerländer Kunstturnvereinigung beim sechsmaligen Deutschen Meister MTV Stuttgart aussichtslos zu sein. Nach der Begegnung muss das Fazit lauten: eine unverhoffte Chance verpasst, bereits vor den beiden abschließenden Wettkämpfen den Einzug in das Finale der Deutschen Turnliga klar zu machen.

Dabei hatte SKV-Präsident Reimund Spies im Hinblick auf die schwierige Ausgangslage noch auf die alte Sportlerweisheit hingewiesen: jeder Wettkampf muss erst einmal geturnt werden. Natürlich war neben den Schwachstellen in der eigenen Mannschaftsplanung auch bekannt, dass der MTV Stuttgart auf seine wieder genesenen Nationalturner Sebastian Krimmer und Felix Pohl würde zurück greifen könnten, die zeigten dann aber im Wettkampfverlauf unerwartete Unsicherheiten und boten so den Siegerländern zahlreiche Chancen, den MTV erstmals in der Bundesliga besiegen zu können.

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Die SKV musste in der SCHARRena mit einem kleinen Team antreten, bedingt durch Verletzungen und dadurch, dass nur eine Ausländerposition besetzt werden konnte. Die dafür aber hochkarätig: mit dem Vizeeuropameister am Seitpferd Saso Bertoncelj, der sich hier dem Publikum vorstellt.

Gleich das den Wettkampf eröffnende Bodenturnen – in den Vorjahren eine Domaine der Siegerländer – ging in der mit deutlich weniger als 100 Zuschauern spärlich besuchten SCHARRena (Fassungsvermögen 2.200 Sitzplätze) konnten die Schwaben deutlich für sich entscheiden. Nico Ermert und Andreas Jurzo hatten Stürze in ihren Übungen zu verzeichnen, der aktuelle Deutsche Meister im Bodenturnen, Philipp Herder, wurde für tiefe Landungen mit deutlichen Abzügen bestraft. Da nur der junge Berliner Dario Sissakis, der einen insgesamt überzeugenden Wettkampf bot, sein Duell gewinnen konnte, ging das Gerät mit 10:4 Punkten an den MTV, womit die SKV sich von Anfang an in der Defensive befand.

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Nico Ermert

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Philipp Herder

Vize-Europameister Saso Bertoncelj mit der besten Übung des Tages, die mit 14,40 Punkten belohnt wurde, und Sebastian Bock in seinem gewonnenen Duell gegen den Russen Alexey Rostov sorgten für den vorübergehenden Ausgleich am Seitpferd, bevor die Stuttgarter postwendend durch Duellgewinnen von Alexander Maier gegen Philipp Herder und Sebastian Krimmer gegen Nico Ermert den alten Vorsprung wieder herstellen konnten.

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Saso Bertoncelj

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Sebastian Bock

Die gleiche Situation auch beim Ringeturnen: zwei gewonnenen Duellen der Siegerländer setzten die Schwaben zwei Einzelsiege entgegen und konnten mit 23:14 einen deutlichen Vorsprung zur Halbzeit des Wettkampfes erreichen. Die beste Chance, diesen Abstand zu reduzieren, hatte Philipp Herder, der sein Duell gegen den jungen Luca Pollin auf Stuttgarter Seite zwar knapp gewann, ein besseres Ergebnis aber durch einen Sturz beim Abgang nach an sich guter Übung vergab.

Wenn man den Siegerländer Turnern etwas zu Gute halten möchte, dann dass sie auch bei diesem Halbzeitrückstand den Wettkampf noch nicht vollständig verloren gaben. Einen ersten Geräteerfolg gab es mit 7:4 Scores beim Sprung, herausragend hierbei die 13,80 Punkte für Andreas Jurzo.

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Andreas Jurzo

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Philipp Herder

Auch beim anschließenden Barrenturnen gab es Möglichkeiten, näher an die Stuttgarter heran zu kommen und damit den Druck auf den Gegner zu erhöhen. Sebastian Bock nutzte das auch in seinem Duell mit Nationalturner Sebastian Krimmer, während erneut Philipp Herder durch Unsicherheiten beim Abgang nach einer mit Höchstschwierigkeiten gespickten Übung Federn gegen Alexey Rostov Punkte liegen lassen musste.

Die holte der Berliner in Siegerländer Reihen dann bei seinem ersten Einsatz seit langer Zeit am Reck. Nachdem auch Sebastian Bock weitere 4 Scorepunkte beisteuern und Nico Ermert dem Deutschen Meister an diesem Gerät, Felix Pohl, ein Unentschieden abringen konnte, ging die Gerätewertung am „Königsgerät“ an die Siegerländer. Am Gesamtsieg von 40:32 Score- und 8:4 Gerätepunkten für die Stuttgarter änderte sich jedoch nichts mehr – diese feierten einen wichtigen Sieg gegen den Abstieg, während die SKV-Turner dem ersten vergebenen Matchball beim Einzug in das Ligafinale nachtrauerten.

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Sebastian Bock nico

Nico Ermert

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Nico Ermert

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Sebastian Bock

Bester Einzelturner des Tages war der Russe Alexey Rostov, der mit 18 Punkten beinahe 50% aller Stuttgarter Zähler sammeln konnte. In Siegerländer Reihen konnten vor allem Dario Sissakis und Sebastian Bock überzeugen, und natürlich Seitpferdspezialist Saso Bertoncelj, diesmal leider einziger Gastturner bei der SKV. Philipp Herder, seit vielen Jahren die Nr. 1 im Siegerländer Team, musste den Wettkampf aus vollem Training heraus bestreiten, was an den meisten Geräten zu Problemen führte. Trösten kann er sich damit, dass es sich für ihn um die Generalprobe für die erste WM-Qualifikation eine Woche später an gleicher Stelle handelte – oft ist es ja so, dass einem misslungenen Test ein geglückter Ernstfall folgt, was dem Berliner auch hier zu wünschen wäre.

„Der Wettkampf war insgesamt gesehen sehr von Fehlern auf beiden Seiten gekennzeichnet – ich habe insgesamt in jeder Mannschaft sieben Stürze gezählt, was eine ungewöhnlich hohe Quote ist. Natürlich hätten wir mit Ahmet Önder eine wesentlich bessere Ausgangsposition gehabt, aber wir hätten auch so unsere Chancen besser nutzen können. Aber was hilft das hätte, wenn und aber. Nach wie vor haben wir alle Chancen, das Finale zu erreichen, auch wenn sich die Mannschaften durch die anderen Ergebnisse näher gekommen sind, und der Druck auf uns dadurch größer werden wird“, so die Einschätzung von SKV-Präsident Reimund Spies zur Auswärtsniederlage der SKV in Stuttgart.

 

 

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