Gekämpft, gewonnen und doch verloren: das ist das Fazit nach dem Sieg des Siegerländer Bundesligisten SKV beim bisherigen Tabellenzweiten SCC Cottbus Turnen. Da diese aber in der Vorwoche beim Serienmeister KTV Straubenhardt gewonnen haben, und am Samstag auch die mit der SKV punktgleiche TG Saar gegen die Schwarzwälder die Oberhand behielt, blieben die Siegerländer punktgleich, aber mit dem schlechteren Geräteverhältnis auf Platz 5 und verpassten damit den zweiten Einzug in das Finale der Deutschen Turnliga.
Freuen darf sich dagegen der Nachbar der SKV, die KTV Obere Lahn, die zum einen ihren Wettkampf gegen das schwächste Team die Bundesliga, KTT Heilbronn, mit sage und schreibe 81:8 Scorepunkten gewann, und durch den Sieg der SKV in Cottbus den Rekordmeister aus der Lausitz noch auf Platz 3 verdrängen konnte. Nach dem Anfang September bereits erklärten Rückzug aus der 1. Bundesliga haben die Turner aus dem hessischen Hinterland nun sogar die Chance, doch noch einmal Deutscher Mannschaftsmeister zu werden.
Dass die SKV trotz der geringen Aussichten, doch noch das Finale in Ludwigsburg zu erreichen, nicht als williger Punktelieferant die insgesamt 1200km lange Busfahrt in die Lausitz antreten wollte, konnte man schon an der Mannschaftsaufstellung sehen. Neben den beiden EM-Medaillengewinnern Courtney Tulloch (Großbritannien) und Saso Bertoncelj (Slowenien) stand auch erstmals in dieser Saison der türkische Nationalturner Ahmet Önder in der Mannschaft, der den verletzungsbedingt vorzeitig in seine Heimat zurück gereisten Kubaner Manrique Larduet vertreten sollte. Und das machte Ahmet Önder ganz hervorragend: technisch sehr gut ausgebildet und elegant turnend gewann er seine Duelle am Boden, Barren und Reck deutlich und steuerte allein 11 zum Gesamtergebnis von 38 Scorepunkten bei.
Tulloch erzielte die höchste Wertung der Siegerländer mit 15,05 Punkten an den Ringen, während sich Bertoncelj wie gewohnt als Turner der Extraklasse am schwierigen Seitpferd zeigte – seine 14,40 Punkte an diesem Gerät wurden dort von keinem anderen Turner auch nur annähernd erreicht.
Auch die deutschen SKV-Turner zeigten zum Abschluss der Ligasaison 2018 noch einmal ansprechende Leistungen. Nationalturner Philipp Herder gewann drei von vier Duellen und musste nur am Reck eine Punkteteilung hinnehmen. Sebastian Bock, obwohl durch eine Entzündung im Handgelenk arg gehandicapt, holte insgesamt 7 Scorepunkte. Am Barren war er mit seiner Wertung im Vergleich zum Cottbuser Nationalturner Christopher Jursch, der gleich zu Beginn seiner Übung einen gravierenden Fehler zeigte, nicht ganz zufrieden – eine Meinung, die die wenigen mitgereisten Siegerländer Experten durchaus teilten. Das Kampfgericht agierte hin und wieder etwas eigenartig, was aber am Ende einen Einfluss auf das Wettkampfergebnis mehr hatte.
Der Wettkampfverlauf war von Beginn an sehr spannend, zu keiner Zeit konnte sich eine der beiden Mannschaften einen entscheidenden Vorteil erarbeiten. Den durchwegs höheren Ausgangswerten der Siegerländer setzen die Cottbuser etwas saubere Ausführungen entgegen. Nur beim Sprung waren die jungen Turner aus der Lausitz den Siegerländern auch bei der Schwierigkeit überlegen und gewannen dieses Gerät deutlich mit 10:1 Punkten.
Vor der letzten Reckübung führte die SKV nur mit einem Scorepunkt, ehe dann Ahmet Önder mit einer gelungenen Übung 4 Punkte hinzugewann und den Auswärtssieg in der gut besuchten Lausitz-Arena unter Dach und Fach brachte.
Die Cottbuser durften sich trotz der Heimniederlage und des verpassten Einzugs ins große Finale freuen. Sie standen schon vorher als Finalteilnehmer fest, erstmals seit 2012 übrigens. Dort treffen sie, wie eingangs erwähnt, auf die TG Saar, während des Titelverteidiger KTV Straubenhardt bei den zuletzt gezeigten Leistungen gegen die KTV Obere Lahn schwer haben dürfte, die Meisterschaftsserie der letzten Jahre fortzusetzen
Philipp Herder
Dario Sissakis
Ahmet Önder
Andreas Jurzo
Philipp Herder
Saso Bertoncelj
Sebastian Bock
Daniel Uhlig
Philipp Herder
Leven Guddat und Courtney Tulloch
Courtney Tulloch
Matthias Fahrig
Dario Sissakis
Andreas Jurzo