Mit der TG Saar und der Siegerländer Kunstturnvereinigung treffen am Samstag in der Siegener Giersberghalle zwei Mannschaften aufeinander, die ihren Wettkampf am Osterwochenende verloren haben. Trotzdem ist die Ausgangslage für Gast und Heimmannschaft völlig unterschiedlich. Die Saarländer, Vizemeister der letzten drei Jahre, waren mit hohen Ansprüchen in die Saison 2018 gestartet.
Zwar wusste man, dass man auf Weltmeister und Olympiasieger Oleg Verniaiev für den Großteil der Saison verzichten musste, der sich Anfang des Jahres einer Operation an Schulter und Fuß unterziehen und damit eindeutig seiner Dauerbelastung der letzten Jahre Tribut zollen musste. Man hatte sich jedoch bereits zum Ligafinale 2017 mit dem russischen Europameister am Boden, Nikita Nagornyy nahezu adäquat verstärkt. Als Backup für den jungen Russen hatte man den Ukrainer Petro Pakhniuk verpflichtet, der zu den stärksten Mehrkämpfern in Europa zu zählen ist. Auch der Stamm der deutschen Turner blieb unverändert zusammen, wenn man auch erkennen muss, dass die langjährigen Stützen wie Eugen Spiridonov, Waldemar Eichorn oder Ivan Bykov nicht jünger werden.
Trotzdem: alles andere als eine erneute Finalteilnahme wäre für die TG Saar eine Enttäuschung. Gemessen an diesen Erwartungen war der bisherige Saisonverlauf mit zwei Niederlagen in den ersten drei Wettkämpfen dagegen ernüchternd. Eine weitere Niederlage darf man sich nicht erlauben – mit dann sechs Minuspunkten wäre selbst die Teilnahme am Finale um den 3. Platz in weite Ferne gerückt.
Auch für den Siegerländer Bundesligisten verlief der Wettkampf in Straubenhardt nicht wie geplant. Es wurden ungewöhnlich viele individuelle Fehler gemacht und man resignierte frühzeitig vor der Stärke des Serienmeisters. Rein vom Tabellenbild her hat sich aber nicht viel geändert – es sei denn, jemand hätte ernsthaft mit einem Sieg im Nordschwarzwald spekuliert, was aber bei den SKV-Verantwortlichen nicht der Fall war. Mit 4:2 Punkten sind alle Chancen auf den avisierten Finaleinzug nach wie vor intakt. Der Druck liegt also eindeutig auf Seiten des Gastes aus dem Saarland.
Viel wird auch diesmal darauf ankommen, welche Spitzenturner beide Mannschaften zur Verfügung haben. Nagornyy auf Seite der Saarländer und SKV-Neuzugang Manrique Larduet sind auf dem Papier als gleichwertig. Vorteil der Siegerländer: Larduet ist bereits seit vier Wochen zusammen mit seinem Trainer im Siegerland. Unsicherheiten bezüglich der Freigabe des Heimatverbandes oder der rechtzeitigen Visa-Erteilung gibt es im Gegensatz zum russischen Gastturner der TG Saar nicht. Und Larduet wird alles daran setzen, sich mit einer Glanzleistung von den Siegerländer Turnfreunden aus dem ersten Teil der Saison zu verabschieden.
Richtungsweisend wird erneut der Verlauf des Bodenturnens sein. 2016 und 2017 zählte die SKV hier zu den stärksten Mannschaften in der 1. Liga. Am vorigen Samstag musste man mit Philipp Herder, dem langzeitverletzten Daniel Uhlig und Nico Ermert auf drei etatmäßige Bodenturner verzichten, verlor die Gerätewertung klar und lief von da an einem Rückstand hinterher. Das wirkte sich auf die Moral der Mannschaft negativ aus, war man doch aus der Vergangenheit eher gewohnt, sich hier zunächst einmal einen Vorsprung für das eigentliche „Zittergerät“ Pauschenpferd erarbeiten zu können. Spannend wird es deshalb zu sehen, wie sich die Mannschaft diesmal mental präsentieren wird. Hier ist auch die Unterstützung des Heimpublikums gefragt, welches in Straubenhardt wie der sprichwörtliche „12. Mann“ im Fußball in Erscheinung trat.
„In dem bisherigen Saisonverlauf hat sich gezeigt, dass bis auf den Meister Straubenhardt und die beiden Tabellenletzten Heilbronn und Stuttgart jeder gegen jeden gewinnen kann. Auch Stuttgart wird in der zweiten Saisonhälfte ein ganz anderes Team an den Start bringen können, wenn deren langzeitverletzte Turner wieder einsatzfähig sind. Deshalb müssen wir die Punkte jetzt holen, auch wenn wir selbst eine Verletzungsserie durchmachen, die wir so in der 1. Liga noch nicht erlebt haben. Die TG Saar ist ein harter Brocken, rechnerisch sind wir aber auf Augenhöhe mit dem Vizemeister der Vorjahre. Jetzt heißt es, die beste Leistung abzurufen – es wird auf jeden Fall eine spannende und attraktive Begegnung in der Siegener Giersberghalle werden“, so die Erwartung von SKV-Präsident Reimund Spies vor dem letzten Wettkampf der Frühjahrsserie der Kunstturnbundesliga 2018.