Ludwigsburg - zum zweiten Mal seit dem Aufstiegsjahr 2016

Wenn am letzten Novembersamstag um 18 Uhr in der mit 3.500 Zuschauern vollbesetzen MHP-Arena in Ludwigsburg mit dem Abspielen der Nationalhymne die Finalwettbewerbe der Deutschen Turnliga eröffnet werden, dann ist die Mannschaft der Siegerländer Kunstturnvereinigung mit dabei – zum zweiten Mal seit dem Aufstiegsjahr 2016, als man gleich den Durchmarsch von Liga 2 in den Endkampf um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft im Kunstturnen geschafft hatte.

Was 2016 noch eine Sensation war, kommt für die Kenner der Kunstturnszene in Deutschland in diesem Jahr nicht mehr so überraschend, hatte sich die SKV doch zu Beginn beispielsweise durch den Neuzugang Fabian Lotz von der KTV Obere Lahn gezielt verstärkt, dem Club, der mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft seine Mannschaft aus der 1. Bundesliga zurückzog.

Es wird also auf jeden Fall einen neuen Deutschen Meister geben – im Duell um Platz 1 und 2 stehen sich die KTV Straubenhardt und die TG Saar gegenüber.

Die Siegerländer treffen im Kampf um Platz 3 auf den TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau, der 2013 Meister wurde und in diesem Jahr nach zahlreichen Neuzugängen vor allem vom ebenfalls zurückgezogenen Team des MTV Stuttgart zu den ganz heißen Favoriten auf den Titelgewinn gezählt worden war. Klare Niederlagen gegen den schwäbischen Nachbarn aus Straubenhardt und vor allem gleich zu Beginn der Saison überraschender Weise auswärts auch beim SC Cottbus machten den Turnern aus der Stauferstadt aber einen Strich durch die Meisterpläne – während für die Siegerländer das Erreichen des Finalwettbewerbes um Platz 3 ein großer Erfolg ist, kommt das für die Mannschaft von der Ostalb schon einer Enttäuschung gleich.

Auf dem Papier sind die Wetzgauer klarer Favorit, nicht nur wegen des deutlichen Heimsieges in der Vorrunde über die Siegerländer. Zumal sie seinerzeit noch ohne Artur Dalaloyan antreten mussten, der als Weltmeister 2018 und Vizeweltmeister 2019 zu den Weltstars im Kunstturnen zählt. An jedem Gerät, an dem er antreten wird, hat er in dieser Bundesligasaison schon Bestwerte oberhalb der magischen 15-Punkte-Marke erzielt – eine Region, in die auch die Siegerländer Spitzenturner Ahmet Önder und Courtney Tulloch einzuordnen sind, aber nur an ihren Spezialgeräten Barren und Ringen, und nicht durchgängig. „King Artur“, wie das 23-jährige, in Moskau lebende „Kraftpaket“ in den Sozialen Medien genannt wird, wenn nicht zu neutralisieren, dann aber wenigstens im Zaum zu halten, wird der erste strategische Ansatz der SKV-Planer sein.

Das allein wird schon schwer genug werden, für einen Erfolg aber nicht ausreichen. Gleich hinter dem Russen steht auf Platz 2 der Setzliste der Schwaben kein Geringerer als Andreas Toba, der aktuelle Deutsche Mehrkampfmeister und in diesem Jahr einer der Garanten für die Qualifikation der Deutschen Männermannschaft für die Olympischen Turnwettbewerbe im nächsten Jahr in Tokio. Auch für Toba gilt: ganz ausschalten kann man ihn nie, die von ihm erzielten Scorepunkte aber durch geschicktes Ausnutzen der eigenen Stärken an dem ein oder anderen Gerät zu reduzieren, könnte ein Schlüssel zu einem guten SKV-Ergebnis sein.

Auch wenn es sich banal anhört: es wird auch im Finale die Mannschaft gewinnen, die mit der geringsten Fehlerquote durch den Wettbewerb kommt. Das haben die Siegerländer zuletzt bei ihren eindrucksvollen Heimsiegen gegen den StTV Singen und den SC Cottbus bewiesen, und das streben sie auch für das Finalduell an. Am Ende eines sehr langen Wettkampfjahres kommt es auch darauf an, wer die größten Kraftreserven mobilisieren kann, hier könnte sich beispielsweise die Siegerländer Strategie, auf der Ausländerposition auf drei Turner zu setzen, als Vorteil erweisen – auch an einem Artur Dalaloyan gehen die zahlreichen Einsätze bei internationalen Großereignissen in diesem Jahr nicht spurlos vorüber.

Die Siegerländer Turner sind bis auf kleinere Blessuren gut vorbereitet und gehen hoch motiviert in das Finale. Allein der äußere Rahmen der von Vielen als die beste Turnveranstaltung in Deutschland gelobten Finalwettbewerbe lässt diese zu einem Höhepunkt im Wettkampfjahr werden, und ein – wenn auch überraschender – Medaillengewinn wäre das Sahnehäubchen auf einer insgesamt gesehen sehr erfolgreichen Bundesligasaison 2019.

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