Showdown gegen Cottbus am Samstag.

Ludwigsburg und das DTL-Finale – die Teilnahme an der attraktivsten Turnveranstaltung in Deutschland war auch für die SKV das erklärte Ziel aller Bemühungen in der Saison 2019. Nach dem sechsten und vorletzten Wettkampftag herrscht Klarheit darüber, dass und vor allem wie die SKV-Turner in diesem Jahr den zweiten Finaleinzug nach 2016 schaffen können.

Eine Voraussetzung war zunächst der Sieg beim Aufsteiger TSV Pfuhl. Dieser fiel zwar knapper aus als erwartet- die junge Mannschaft der Bayern wuchs im Kampf gegen den Abstieg über sich hinaus und unser Team leistete sich einige Fehler, die nach dem überragenden Sieg gegen den StTV Singen eigentlich als abgestellt angesehen worden waren. Ende gut, alles gut – mehr kann man an dieser Stelle nicht mehr sagen, und es gilt nun die volle Konzentration auf den Heimwettkampf gegen den SC Cottbus.
Dass es hier zu einem echten „Showdown“ kommen wird, liegt auch am Sieg der Lausitzer gegen die bis dahin ungeschlagene KTV Straubenhardt. Was für viele neutrale Beobachter der Deutschen Turnliga als Sensation gilt, überraschte die SKV Turner und Verantwortlichen nicht allzu sehr, wiederholte sich hier doch beinahe der gleiche Saisonverlauf wie 2018. Die Schwarzwälder nahmen in der Gewissheit, das Meisterschaftsfinale so gut wie sicher erreicht zu haben, den Wettkampf in der Lausitz offensichtlich nicht allzu ernst, reisten ohne Ausländer an und leisteten sich Fehler, die ihnen in dieser Zahl sonst nicht unterlaufen. So kam es – ohne die Leistung der Cottbuser Mannschaft schmälern zu wollen – zu deren Sieg über den Meisterschaftsfavoriten.
Unterschied zum Vorjahr: die SKV kann noch reagieren, und da die Entscheidung über Platz 4 nur zwischen Cottbus und der SKV fällt, sind auch die rechnerischen Optionen klar.

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Die aktuelle Tabelle zeigt einen Punktestand von 8:4 für Cottbus und 6:6 für die SKV. Um überhaupt im Rennen nach Ludwigsburg zu bleiben, ist ein Heimsieg die erste Voraussetzung. Dann wäre der Punktestand mit 8:6 für beide Teams ausgeglichen, und das Geräteergebnis (= Torverhältnis beim Fußball) würde entscheiden. Dort steht es zurzeit 38:34 für Cottbus und 36:36 für die SKV. Es müssen also neben einem Sieg auch zwei Gerätepunkte (= 1 Gerät) aufgeholt werden, ein ausgeglichenes Geräteverhältnis 6:6 reicht nicht. Ein 7:5 hingegen würde zwar das Geräteverhältnis zunächst nur ausgleichen – beide Mannschaften hätten dann 8:6 Punkte und 43:41 Geräte – dann zählt aber der direkte Vergleich, mithin das Ergebnis des Wettkampfes an diesem Samstag.
Für Spannung ist also gesorgt, neben guten Nerven und einer erfolgversprechenden Taktik brauchen die SKV Turner auch die Unterstützung des Publikums auf dem Weg nach Ludwigsburg!

 

SC Cottbus Turnen - letzter Gegner der SKV in der Bundesligasaison 2019

Als Team ist der SC Cottbus Turnen den SKV-Turnern schon häufiger begegnet. Nach dem überraschenden Aufstieg in die 1. Liga 2014 mussten die Siegerländer gleich im ersten Wettkampf die mehr als 600km lange Fahrt in die Obere Lausitz antreten, ebenso wie 2017 und 2018. Da ist es auf jeden Fall ein Vorteil, die Cottbuser zu Hause empfangen zu können, zumal die SKV ohnehin bei Heimwettkämpfen viel selbstbewusster und fokussierter auftritt, als in der Ferne.

Ein geschlossene Mannschaftsleistung wird auch in diesem Jahr erforderlich sein, wenn man die Punkte im Siegerland behalten will. Der SC Cottbus Turnen ist nach wie vor Deutscher Rekordmeister in der Bundesliga der Männer. 1990 - im ersten Jahr nach der Wiedervereinigung – qualifizierte man sich als beste Vereinsmannschaft aus den fünf neuen Bundesländern für die 1. Bundesliga und im Jahr darauf wurde man bereits zum ersten Mal Deutscher Meister. In den folgenden Jahren errang man den Titel weitere acht Mal, und hält mit neun Meisterschaften den Rekord bei den Männern.

cottbus

Der letzte Titelgewinn liegt allerdings schon ein paar Jahre zurück – 2010 besiegte man die KTV Straubenhardt und konnte zum vorerst letzten Mal den Meisterpokal in Empfang nehmen. In der damaligen Mannschaft standen u.a. so bekannte Turner wie Philipp Boy, Steve Woitalla, Philipp Sorrer oder Robert Juckel, allesamt Mitglieder der deutschen Turn-Nationalmannschaft, aber auch ein 18-jähriger Junior namens Christopher Jursch, der heute noch zu den absoluten Leistungsträgern der Lausitzer zählt.

Damit sind wir auch schon bei dem Modell der Cottbuser angekommen. Am Olympiastützpunkt Brandenburg beheimatet findet man allerbeste Voraussetzungen für die Aus- und Weiterbildung talentierter Kunstturner, mit zahlreichen, im dortigen Bundes- und Landesleistungszentrum angestellten Trainern, einer Kunstturnhalle, die etwa doppelt so groß ist, wie das Kunstturnzentrum in Dreis-Tiefenbach, und einem Sportinternat, welches die meisten der dort trainierenden Turner besuchen.

Ergebnis ist eine äußerst erfolgreiche Nachwuchsarbeit, aus der dann wiederum die Turner für die Bundesligamannschaft generiert werden. Die Cottbuser sind zu Recht stolz darauf, dass sie heute die einzige Mannschaft in der ersten Liga sind, die ausschließlich deutsche Turner in ihren Reihen hat, die aus ihrer Nachwuchsarbeit stammen. Neben dem bereits erwähnten Christopher Jursch ist der 20-jähriger Leonard Prügel Mitglied im Perspektivkader des Deutschen Turnerbundes und damit eine Hoffnung für die nächsten Olympischen Spiele 2024 in Paris. Es zählen aber auch einige Turner im Juniorenalter zum Aufgebot der Cottbuser, wie beispielsweise Willi-Leonard Binder, Teilnehmer an den Europäischen Jugendspielen 2019 in Baku, oder Lucas Kochan, der auch bereits schon vom DTB für Jugendländerkämpfe nominiert wurde.

Auf der Ausländerposition setzen die Lausitzer schon seit Jahren erfolgreich Turner aus der Ukraine ein, die dann häufig dort auch als Trainer arbeiten. Bekanntester ausländischer Turner ist derzeit Igor Radivilov (UKR) der schon zahlreiche Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften an den Ringen und beim Sprung gewinnen konnte. Kurioses Detail am Rande: Radivilov gelang 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio als erstem Wettkämpfer einen Überschlag mit anschließendem Dreifachsalto vorwärts. Wir erinnern uns: Matze Fahrig beherrschte den auch Roche genannten Überschlag vorwärts mit anschließendem Doppelsalto wie kein Zweiter, Radivilov fügte dem aber noch eine weitere Drehung hinzu. Er landete den Sprung in Rio auf den Füßen, berührte aber mit den Händen die Matte, so dass er Sprung als gestürzt gewertet wurde. Danach hat der Internationale Turnerbund diesen Sprung als zu gefährlich eingestuft und verboten – trotzdem können sich die Zuschauer am 16.11. in der Stählerwiese auf einen spektakulären Auftritt von Radivilov freuen.

Weiterer Ukrainer im Cottbuser Aufgebot ist der erst 16-jährige Illia Kovtun, Sieger der Europäischen Jugendspiele und eines der größten internationalen Talente im Kunstturnen. Starke Leistungen kann man auch von dem Zyprioten Marios Georgio (2019 EM-Dritter im Mehrkampf) und dem Brasilianer Francisco Barreto Junior erwarten, wobei abzuwarten bleibt, wer von den gemeldeten vier Ausländern dann schlussendlich antreten wird.
Dass die Cottbuser mit der besten Mannschaft antreten werden, liegt nicht nur daran, dass sie ebenso wie die SKV noch das Ligafinale erreichen wollen und können, sondern vielleicht auch daran, dass sie mit den Siegerländer Turnern noch eine Rechnung aus dem Vorjahr offen haben. Da lagen sie nämlich vor dem abschließenden Heimwettkampf gegen die SKV auf dem zweiten Tabellenplatz, nachdem sie auswärts bei der KTV Straubenhardt gewonnen hatten, die an diesem Tag ohne einige ihrer Stammturner antrat. Die SKV gewann dann nach einem äußerst spannenden Wettkampfverlauf, die Lausitzer rutschten vom 2. auf den 4. Tabellenplatz zurück und verloren auch das Finale um Platz 3 gegen die TG Saar.

Gewinner der Anstrengungen der SKV, die, obwohl eine Finalteilnahme in weite Ferne gerückt war, noch kurzfristig Ahmet Önder ins Rennen schickte: die KTV Obere Lahn, die anstelle der Cottbuser das Finale um Platz 1 erreichten und dort bekanntermaßen die KTV Straubenhardt besiegen und Deutscher Meister werden konnte, und die sportlich Fairness.

In diesem Sinne freuen wir uns alle auf einen erneut spannenden Wettkampf und dass die beste der beiden Mannschaften das Ticket für das Finale in Ludwigsburg buchen kann.