Der Aufsteiger kommt

Als gegen Ende der Saison 2018 feststand, dass drei Erstligavereine ihre Mannschaft zurück gezogen hatten, war das keine gute Nachricht für die verbliebenen Mitglieder im Oberhaus des Deutschen Vereinsturnens. Zumal sich unter diesen Vereinen mit der KTV Obere Lahn der aktuelle Meister 2018 und mit dem MTV Stuttgart – immerhin sechsfacher Meister bei den Männern – ein weiteres Schwergewicht der Liga befanden. Auch die KTV Heilbronn zählte – wenn auch unter den verschiedensten Konstellationen – zu den langjährigen Mitgliedern der Deutschen Turnliga. 1980, also ein Jahr nach dem zweiten Titelgewinn der SKV, konnten sie als KTV Heilbronn-Neckarsulm (mit Eberhard Gienger) den Meisterpokal in Empfang nehmen.

Die Sorge der verbliebenen Mannschaften war natürlich, wie gleich drei Aufsteiger die entstandene Lücke schließen sollten, zumal alle drei bis dahin zwar feste Bestandteile der zweiten Ligen Nord bzw. Süd gewesen waren, aber noch nie den Sprung in die erste Liga geschafft hatten.

Von der Stärke des Aufsteigers TuS Vinnhorst aus dem Norden konnten sich die Siegerländer Zuschauer bereits bei dem hart umkämpften Heimsieg zum Saisonauftakt in der Geisweider Schießberghalle überzeugen. Ein Wettkampf, der lange Zeit auf des Messers Schneide stand, und dass nicht nur wegen des defekten Barrens, der in der Halbzeitpause ausgetauscht werden musste – nicht einmal fünf Minuten vor Ablauf der vorgeschriebenen Frist für einen Gerätewechsel.

Auch die beiden „Südlichter“ TSV Pfuhl und Stadtturnverein Singen haben sich gut in die erste Liga eingeführt, sportlich und vor allem auch wirtschaftlich. So hatte der StTV Singen gleich bei seinem ersten Heimwettkampf gegen die TG Saar mehr als 1000 Zuschauer in der ausverkauften Münchriedhalle und konnte dem Meisterschaftsfavoriten auch überraschend lange Paroli bieten. Nach einer Halbzeitführung von 19:18 konnte der Aufsteiger den Wettkampf bis zum letzten Gerät ausgeglichen gestalten, erst dann setzten sich die Saarländer deutlich durch und gewannen am Ende mit 41:33 Scorepunkten. Immerhin gingen drei Gerätewertungen an den Aufsteiger, was auch trotz des Umstandes, dass die TG Saar ohne Ausländer antrat, eine faustdicke Überraschung war.

Die gut besetzte Ausländerposition zählt dagegen zu den Stärken des Stadtturnvereins, mit fast 3.000 Mitgliedern in zahlreichen Abteilungen einer der größten Sportvereine in der Bodenseeregion.

Schon in der Aufstiegssaison hatte man sich mit dem Russen Igor Stretovich verstärkt, der 2016 der Mannschaft angehörte, die in Rio die Silbermedaille in der Teamwertung gewinnen konnte. Mit ihm kommt auch ein aktueller Mannschaftsweltmeister in die Kreuztaler Stählerwiese. Stretovich war auch in der Vorsaison maßgeblich daran beteiligt, dass die Singener den dritten Meistertitel in der 2. Liga Süd errangen. Mindestens ebenso stark ist mit Nikita Ignatyev der zweite Russe im Dress der Süddeutschen. Ignatyev turnt schon seit ein paar Jahren in der 1. Liga – zuletzt beim TV Wetzgau und davor beim MTV Stuttgart.

Auch die weiteren Ausländer – Marco Walter (SUI), Yevgen Yudenko (UKR) und Aleksandr Chicherov (RUS) haben international klangvolle Namen, abzuwarten bleibt jedoch, wer von den fünf Gastturnern am Ende für diesen Wettkampf nominiert werden wird.

Auf den inländischen Positionen kann Trainer-Urgestein Axel Leitmaier mit durchweg erfahrenen Zweitliga-Turnern aufwarten. Unter ihnen seine beiden Söhne Tim und Philipp, und mit Antonio Huber ein sicherer Punktesammler, der am Boden, den Ringen und am Sprung seine Stärken hat.

Wie die Analyse der bisherigen Wettkampfergebnisse zeigt, setzt die Mannschaft aus Singen auf eine sichere Ausführung der Übungen, die zwar geringere Ausgangswerte haben, dafür aber den Kampfrichtern weniger Grund für Abzüge bei der E-Note bieten. Hierauf müssen sich die SKV-Turner einstellen – es gilt nicht in erster Linie, den Preis für die schwierigste Übung zu gewinnen, sondern den gesamten Wettkampf, und das möglichst ohne Geräteverluste, um die verpassten Gelegenheiten aus den ersten Wettkämpfen aufzuholen und die Chancen für eine Finalteilnahme intakt zu halten.