Nach genau sechsmonatiger Pause beginnt an diesem Samstag für die Turner der SKV mit dem Auswärtswettkampf beim Meisterschaftsfavoriten TG Saar die zweite Saisonhälfte in der Kunstturnbundesliga. Ziel für die Siegerländer ist nach wie vor die Teilnahme am Meisterschaftsfinale in Ludwigsburg – ein gutes Ergebnis im Saarland wäre dabei hilfreich.
Auf dem Papier sind die Rollen klar verteilt. Vor allem mit den Zugängen von Lukas Dauser (bisher KTV Obere Lahn), Sebastian Krimmer (MTV Stuttgart) und Florian Lindner (TSV Monheim) wollte die TG Saar die Rolle des „ewigen Zweiten“ der Deutschen Turnliga endgültig ablegen, zumal sie auf der „Ausländerposition“ mit Olympiasieger Oleg Verniaiev (Ukraine) und dem Russischen Shooting-Star Nikita Nagornyy zwei der weltbesten Turner in ihren Reihen haben. Beide prägten auch die Männerwettbewerbe der gerade beendeten Kunstturnweltmeisterschaften in Stuttgart: Nagornyy mit drei Titelgewinnen (Mannschaft, Mehrkampf und Sprung) und Verniaiev, der nach mehreren schweren Verletzungen in den letzten beiden Jahren in Stuttgart ein geradezu kometenhaftes Comeback in der Weltspitze feierte und die Bronzemedaille im Mehrkampf hinter den beiden Russen Nagornyy und Dalaloyan gewann.
Nikita Nagornyy, 3-facher Weltmeister 2019 (Mannschaft, Mehrkampf und Sprung) in der Halle am Giersberg beim Wettkampf SKV - TG Saar im vergangenen Jahr 2018
Eine entscheidende Frage für den Wettkampfausgang am Samstag wird sein, wie die WM-Teilnehmer in beiden Mannschaften die Belastungen der Weltmeisterschaft verkraftet haben, und vor allem bei den herausragenden ausländischen Turnern beider Mannschaften, ob sie überhaupt antreten werden.
Das trifft natürlich nicht nur für die Saarländer, sondern auch für die Siegerländer KV zu, nahmen von ihr doch gleich fünf Turner des aktuellen Kaders an der WM teil. Sicher ist, dass Seitpferdspezialist Saso Bertoncelj (Slowenien) und Courtney Tulloch (Großbritannien) am Samstag zur Verfügung stehen werden, wobei der 24-jährige Brite nicht nur an den Ringen „ran muss“, sondern auch an weiteren Geräten zeigen kann und muss, dass er nicht nur ein Gerätespezialist ist.
Grund hierfür: die beiden Mehrkämpfer auf der Ausländerposition, Barrenweltmeister Joe Fraser (Großbritannien) und Ahmet Önder (Türkei), Gewinner der Silbermedaille am Barren, stehen nach ihren überraschenden Erfolgen nicht zur Verfügung, weil sie in ihren Heimatländern von einer Welle medialer Verpflichtungen überrollt werden, die eine sinnvolle Vorbereitung auf einen Bundesligawettkampf und eine Anreise unmöglich macht.
Optimistisch und mit dem Selbstbewusstsein einer guten Leistung in Stuttgart geht dagegen Philipp Herder für die SKV an die Geräte. Der Berliner, seit 10 Jahren im Siegerländer Bundesligateam, hatte seine Verletzung aus dem Frühjahr gut überwunden und über Top-Platzierungen bei den Deutschen Meisterschaften und den anschließenden Qualifikationswettbewerben den Sprung in die WM-Mannschaft geschafft. In Stuttgart gelang im zwar kein ganz fehlerfreier Wettkampf, trug aber an fünf Geräten dazu bei, dass sich die Deutsche Nationalmannschaft für die Olympischen Turnwettbewerbe im nächsten Jahr in Tokio qualifizieren konnte.
Bis auf den an der Schulter operierten Andreas Jurzo zeigten auch die anderen SKV Turner Sebastian Bock, Daniel Uhlig, Nico Ermert sowie der in Wetzlar trainierende Fabian Lotz eine gute Form im Training, so dass die Siegerländer selbstbewusst an die Saar reisen können. Vielleicht hilft auch ein kleiner Blick zurück in die jüngere Bundesligageschichte: im vorigen Jahr gelang es im Heimwettkampf die auch da schon hoch favorisierten Saarländer zu schlagen, und das nach einem deutlichen Rückstand nach den ersten Geräten.
Beide Teams nach dem Wettkampf SKV-TG Saar in der Saison 2018