Wenig zu holen gab es am Samstag in dem im Cottbus Vorort ausgetragenen Kolkwitz ausgetragenen Bundesligabegegnung SC Cottbus gegen die SKV. Der von der neuen Startregel enorm profitierende Noch-Rekordmeister SC Cottbus gewann mit 69:16 Scorepunkten deutlich und konnte auch alle Gerätewertungen für sich entscheiden.
Dass das Ergebnis aus der Vorsaison – die SKV und der SC Cottbus trennten sich im Auftaktwettkampf nach hochklassigen Leistungen mit einem in der Kunstturnbundesliga äußerst selten vorkommenden Unentschieden – keine Referenz für die Kräfteverhältnisse der beiden Mannschaften für die Saison 2025 sein würde, war den Team-Verantwortlichen des Siegerländer Kunstturnbundesligisten schon bei der Veröffentlichung der Mannschaftsmeldungen klar. Die Lausitzer profitierten nämlich als erste Mannschaft von der Änderung des Startrechts, welches die Deutschen Turnliga im vorigen Jahr eingeführt hatte. Danach werden Turner ohne deutsche Staatsangehörigkeit wie deutsche Turner behandelt, wenn sie ihren Wohnsitz seit drei Jahren in Deutschland haben und in einem deutschen Verein ausgebildet wurden oder zumindest dort trainieren.
Diese Möglichkeit hatten der SC Cottbus für den Ukrainer Radomyr Stelmakh wahrgenommen, Mitglied der ukrainischen Nationalmannschaft, die im vorigen Jahr bei den Olympischen Turnwettbewerben nur ganz knapp die Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb verpassten und Vierter wurden. „Stelmakh ist ein sehr guter Mehrkämpfer mit besonderen Stärken am Seitpferd, dem Barren und Reck. Würde er an den deutschen Einzelmeisterschaften teilnehmen, wäre er mit Abstand Erster, vor allen deutschen Turnern“, erklärt SKV-Präsident Reimund Spies.
Zusätzlich konnten der SC Cottbus weitere Ausländer melden – in diesem Wettkampf reiste neben dem aktuellen Europameister im Mehrkampf, dem Zyprioten Marios Georgiou, auch dessen Landsmann Sokratis Pilakouris an, als perfekte Ergänzung für Georgiou an den Ringen, als dessen einziger Schwachstelle.
„Faktisch konnten die Cottbusser so zwei Top-Ausländer an jedem Gerät einsetzen. Da auch ihr WM-Turner von 2023, Lucas Kochan, trotz zwischenzeitlicher Knieprobleme voll einsatzfähig war, war die Ausgangslage für unser Team von vornherein aussichtslos. In dieser Konstellation ist der SC Cottbus nicht nur ein Finalkandidat, sondern ein ernsthafter Herausforderer für den Vorjahresmeister KTV Straubenhardt. Beide Vereine stehen ja mit 9 Titelgewinnen an der Spitze der Meistertafel, und es wird sich ein spannender Wettbewerb in dieser Saison ergeben, wer als erster Verein den 10. Titel gewinnt“, so SKV-Sportvorstand Horst-Walter Eckhardt.
Trotz der ungünstigen Ausgangslage bot der Wettkampf auch für die Siegerländer Turner die Gelegenheit für den einen oder anderen Gerätegewinn. Beginnend beim Bodenturnen, wo man die von den Cottbusern angeboten Chancen nicht nutzen konnte, und vor allem auch an den Ringen, dem Gerät, an dem die SKV im Vorjahr am ehesten mit den anderen Ligagrößen mithalten konnte. „Wir wollten aber unseren jungen Turnern die Gelegenheit geben, das im Wettkampf zu zeigen, was die den Winter über gelernt haben. Sie müssen einfach lernen, sich auch unter Druck zu beweisen, um bei den Wettkämpfen, bei denen dann wirklich Siegchancen bestehen, auch die entsprechenden Leistungen abrufen zu können“, nimmt Trainer Petro Pakhniuk seine Schützlinge für den einen oder anderen „Aussetzer“ in Schutz.
Zufrieden war man auf SKV-Seite auch mit dem Auftreten der beiden eingesetzten Ausländer. Der Brite Courtney Tulloch, der 2025 in die neunte Saison bei der SKV geht, gewann seine Duelle an den Ringen, dem Sprung und auch auf der ungewohnten Position am Barren, und die 21-jährige Italiener Gabriele Tisselli glänzte mit einer hervorragenden Bodenübung. Er stürzte allerdings an seinen Paradegerät, dem Reck, nachdem er bei dem Aufwärmen durch eine Unachtsamkeit einen unliebsamen Kontakt mit der Reckstange hatte.
Die beste Einzelleistung der Siegerländer zeigte unzweifelhaft Ringespezialist Artur Sahakyan, der an seinem Spezialgerät die Tageshöchstnote aus SKV-Sicht mit 13,80 Punkten erzielte. Er ist der derzeit unbestritten beste deutsche Ringeturner und wurde hierfür auch mit der Berufung für seinen zweiten Weltcupeinsatz im Mai im Kairo belohnt.
Der nächste Wettkampf für die SKV ist erst am 7. Juni, weil der ursprünglich für den 3. Mai vorgesehene Heimwettkampf gegen Meister KTV Straubenhardt auf den 1. November verschoben werden musste. „Vielleicht ganz gut für unsere Mannschaft, da sie so noch etwas mehr Vorbereitungszeit für den wichtigen Auswärtswettkampf bei der Eintracht Frankfurt hat, wo wir die ersten Punkte einfahren wollen, um uns möglichst bald aus der Abstiegszone verabschieden zu können“, so der Ausblick von SKV-Präsident Reimund Spies.