'Alles andere als eine deutliche Niederlage wäre eine Überraschung..' hatten wir im Vorbericht geschrieben. Die Überraschung ist perfekt! Mit 33:39 gewinnt die SKV beim Serienmeister der letzten Jahre KTV Straubenhardt. Wir gratulieren dem gesamten Team für eine überragende Leistung!
Der Bericht zum Wettkampf
Der Wettkampf wurde mit halbstündiger Verspätung begonnen, weil durch die 2G-Regel ein großer Aufwand bei der personalisierten Zugangskontrolle betrieben werden musste, so dass trotz professioneller Vorbereitung durch die KTV beim geplanten Wettkampfbeginn noch eine lange Schlange vor der Straubenhardthalle abzuarbeiten war.
Auch nach mittlerweile einigen Besuchen sind die Bedingungen in der Straubenhardthalle für einen Bundesligawettkampf immer wieder beeindruckend. Der Gerätepark kann aus dem direkt an die Wettkampfhalle angebauten Kunstturnzentrum genommen werden, hierfür steht ein großes und eingespieltes Team aus Vereinsmitgliedern zur Verfügung. Corona-bedingt wurde diesmal die große Zuschauertribüne nicht aufgebaut, stattdessen wurden die wenigen erlaubten Zuschauer (ca. 15% der Normalkapazität) an Tischen mit Einzelbestuhlung untergebracht.
In der Straubenhardter Mannschaft fehlten die Nationalturner Nick Klessing und Karim Rida ebenso verletzungsbedingt wie der deutsche Juniorenmeister Nils Matache.
Aber auch das SKV-Team war durch Krankheit und Verletzungen dezimiert: Eric Lloyd Hinrichs und Tobias Radoi, also beide Neuzugänge, die für mehrere Geräte vorgesehen waren, mussten noch kurz vor dem Wettkampf absagen.
Auf der Ausländerseite waren beide Teams prominent besetzt: die Straubenhardter hatten wie bereits erwartet, den russischen Mannschaftsolympiasieger David Belyavskiy einfliegen lassen, und bei der SKV ging neben Courtney Tulloch, der bereits in der 5. Saison Siegerländer ist, sein junger Landsmann Josha Nathan an die Geräte. Joshua war vor zwei Wochen britischer Meister im Mehrkampf und an seinem Spezialgerät Pauschenpferd geworden, und hatte extra seine Geburtstagsfeier verschoben, um an dem Wettkampf teilnehmen zu können.
Die Zuschauer, die in die Halle gekommen waren, erlebten zu Beginn einen Wettkampf, wie er in den letzten Jahren immer war, wenn die Siegerländer im Nordschwarzwald antreten mussten. Vermeidbare Stürze in zwei Übungen und eine zu niedrige Wertung für Andreas Jurzo (die einzige umstrittene Entscheidung des ansonsten sehr fair wertenden Kampfgerichts) brachten die SKV gleich mit 3:9 Scorepunkten in Rückstand.
Andreas Jurzo
Durch gute Übungen von Daniel Uhlig, Artur Sahakyan und Joshua Nathan konnte der Rückstand am Pauschenpferd deutlich verkürzt werden.
Daniel Uhlig
Artur Sahakyan
An den Ringen drehten dann die SKV-Turner den Rückstand erstmals in einen Vorsprung. Artur Sahakyan, dessen Übung die Straubenhardter sichtlich überraschte, rang Olympiasieger Belyavskiy ein Unentschieden ab, während Fabian Lotz und Courtney Tulloch ihre Duelle gewinnen konnten, so dass es mit einem knappen Vorsprung in die Halbzeitpause ging.
Artur Sahakyan
Am Sprung drehte sich dann wieder der Wind: die Straubenhardter kamen mit der gewohnten Anlage besser zurecht, während die vier Siegerländer Turner durchwegs Anlaufprobleme hatten. Immerhin konnten noch Courtney Tulloch und Nico Ermert ihre Duelle knapp gewinnen, so dass sich der Rückstand mit 22:24 Scorepunkten aus Sicht der SKV noch in Grenzen hielt.
Courtney Tulloch
Am Barren setzte sich die Spannung dann fort. Sebastian Bock hielt mit einer starken Übung seinen Kontrahenten Ivan Rittschik in Schach, bevor Olympiasieger Belyavskiy, der in Tokio auch das Barrenfinale erreicht hatte, Fabian Lotz trotz dessen hoher Wertung vier Punkte abnahm. Aber postwendend machten Joshua Nathan und vor allem Andreas Jurzo das wieder durch deutliche Punktgewinne gut, so dass die SKV vor dem abschließenden Reckturnen wieder mit 31:28 Punkten in Führung ging.
Andreas Jurzo
Joshua Nathan
Dass drei Punkte Vorsprung kein großes Polster sind, zeigte sich dann bereits im ersten Duell des Reckturnens. Belyavskiy turnte eine schwierige Übung sauber zu Ende, während Nico Ermert beim Abgang mit den Händen die Matte berühren muss, was als Sturz mit entsprechenden Abzügen gewertet wurde. 5 Punkte für die Straubenhardter, erneuter Führungswechsel. Aber nur bis zum Duell Fabian Lotz gegen Ivan Rittschik – 13,75 Punkte für den Wetzlarer im Siegerländer Team, erneuter Gleichstand, den Sebastian Bock im nachfolgenden Duell gegen den Juniorennationalturner Pascal Brendel dann in einen Vorsprung von einem Punkt drehte.
Fabian Lotz
Sebastian Bock
Und als dann Joshua Nathan als der letzte SKV-Turner am Reck eine schwierige und saubere Übung vorgelegt hatte, reichte für seinen Kontrahenten auf Straubenhardter Seite keine Sicherheitsübung mehr. Andreas Bretschneider, einer der besten deutschen Reckturner und mit dem nach ihm benannten Flugteil in die Geschichte Königsgeräte eingegangen, hielt diesem Druck nicht stand und musste zweimal das Gerät verlassen. Des einen Leid ist des anderen Freud – diesmal konnten sich die SKV-Turner freuen, die zum ersten Mal die Straubenhardt-Halle als Sieger verlassen konnten und nun mit großem Selbstvertrauen den nächsten Wettkampf in Frankfurt in Angriff nehmen können.
Joshua Nathan
Für die Fotos vom Wettkampf vielen Dank an Sebastian Spies!
Hier die Wertungen: