An diesem Samstag reist die Siegerländer Kunstturnvereinigung als frisch gebackener Meister der 2. Kunstturnbundesliga Gruppe Nord nach Monheim, um sich mit dem dortigen TSV – Meister der Gruppe Süd – um den heiß begehrten Aufstieg in das Oberhaus des deutschen Mannschaftsturnens zu duellieren.
Monheim – liegt doch in der Nähe von Köln, also diesmal eine kurze Anreise, mag sich der eine oder andere Kunstturn-Interessierte denken. Aber weit gefehlt – es handelt sich um Monheim in Bayern, auch als Drei-Stämme-Stadt bekannt, weil dort Schwaben, Franken und Bayern aufeinandertreffen. Oder geografisch präziser ausgedrückt – etwa 30km nördlich von Augsburg und ebenso weit westlich von Ingolstadt gelegen. Also eine etwa fünfstündige Anreise für die rund 30-köpfige Delegation der Siegerländer, die wegen der späten Anfangszeit 18.30 Uhr auch gleich ihre Saisonabschluss-Feier in das beschauliche Städtchen zwischen Ries und Jura verlegt haben.
„Ansonsten verteilen sich die Jungs nach der Rückkehr wieder auf ihre Trainingsorte – die Ausländer sowieso, aber auch Sebastian Bock nach Berlin, Fabian Lotz und Mattis Eckstein nach Wetzlar, Artur Sahakyan nach Essen“ schmunzelt SKV-Präsident Reimund Spies bei der Vorstellung der für einen kleinen Verein wie die SKV aufwändigen Reiselogistik bei den Bundesligawettkämpfen.
Ob es dann tatsächlich auch etwas zu feiern gibt, dass wissen Team und Verantwortliche der SKV natürlich erst nach Wettkampfende. Die Monheimer werden auf jeden Fall etwas dagegen haben. In der Gruppenphase haben sie alle sieben Wettkämpfe mehr oder weniger deutlich gewonnen, und eine langjährige Erfahrung in der 1. Bundesliga haben sie ohnehin. Zuletzt trafen die Bayern im ersten Wettkampf 2017 auf die Siegerländer, mussten aber am Ende dieser Saison absteigen.
Sie setzen nach eigenem Bekunden besonders auf den Team-Spirit und die Unterstützung durch das eigene Publikum und gehen mit „breiter Brust“ in das Aufstiegsrennen. Dass sie es aber nicht nur damit bewenden lassen wollen, sieht man auch daran, dass sie sich extra für den Aufstiegswettkampf noch einmal mit dem italienischen Nationalturner Filippo Castellaro verstärkt haben. „Filippo wurde in diesem Jahr italienischer Meister im Bodenturnen, übrigens vor dem Weltmeister von 2021 an diesem Gerät, Nicola Bartolini. Auch am Sprung soll er sehr stark sein, wie uns unser Gastturner aus Italien, Andrea Russo, berichtet hat“, erklärt SKV Sportvorstand Horst-Walter Eckhardt.
Das führt dann auch zu der einigen erwähnenswerten Personalie der Siegerländer. „Andrea ersetzt den verhinderten Courtney Tulloch an den Ringen und am Sprung. Wie wir aus den bisherigen Wettkämpfen gesehen haben, durchaus gleichwertig“, so Sebastian Bock, zuständig für die taktische Einsatzplanung in den Wettkämpfen.
Von dem Vergleich der bisher erzielten Punkzahlen beider Mannschaften lässt sich das SKV-Team jedoch nicht verleiten, die Favoritenrolle anzunehmen. „Wir haben in Ludwigsburg bei unserem katastrophalen Seitpferdturnen gesehen, wie schnell ein Wettkampf kippen kann. Das darf uns nicht noch einmal passieren. Am Boden und beim Sprung schätzen wir die Monheimer sowieso stärker ein, was wir an den anderen Geräten ausgleichen müssen. Wenn dort aber ein derartiger Einbruch wie in Ludwigsburg erfolgt, dann wird das schwer“, so die Mahnung von Sportvorstand Eckhard an die SKV-Mannschaft.
Die Siegerländer Kunstturnfreunde, die die lange Fahrt nach Monheim scheuen, haben die Gelegenheit sich den Wettkampf im Livestream der DTL anzusehen. Am von der DTL etwas reißerisch „Supersamstag“ genannten Wettkampftag geht es vor dem Aufstieg in die 1. Liga in zwei weiteren Wettkämpfen um Auf- und Abstieg der 3. Liga und die Aufsteiger in die beiden Zweitliga-Gruppen Nord und Süd. Hier tritt mit der neu gegründeten Startgemeinschaft Essen-Bochum auch ein zweites Team aus NRW an, dem gute Chancen auf die höhere Klasse zugerechnet werden. „Alles schön und gut, aber dadurch gibt es eine Mammutveranstaltung, und der zwangsläufig späte Beginn ist für uns als Auswärtsmannschaft sicher ein Nachteil im Vergleich zu den Monheimern, die den Tagesablauf viel entspannter angehen können als wir“, so abschließend SKV-Präsident Spies.