Halbfinale unter erschwerten Bedingungen

saso und courtney

Ohne Courtney und Saso, aber hochmotiviert startet das Team der SKV um 18.00 Uhr ins Halbfinale um die Deutsche Mannschafts-Meisterschaft beim TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau. Hier geht's zum >Livestream

 

Bericht der Siegener Zeitung / Frank Kruppa:

SKV-Chancen auf Finaleinzug gesunken

krup Dreis-Tiefenbach. Es bleibt dabei: Die Siegerländer Kunstturn-Vereinigung (SKV) bestreitet ihr Halbfinale im Kampf um die Deutsche Mannschafts-Meisterschaft beim TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau bereits am kommenden Samstag (21. November) ab 18 Uhr.

Die Siegerländer hätten sich eine Verlegung auf den offiziellen Ausweichtermin 5. Dezember gewünscht – vor allem, weil nach der späten Festlegung des Termins und der nicht regelkonformen Einladung durch den TV Wetzgau die SKV-Führung einfach mehr Zeit benötigt hätte, die kurzfristig verschärften Corona-Bedingungen bei der Einreise der beiden ausländischen Gastturner, aber auch bei der gesamten Reiseplanung zu berücksichtigen.

An sich alles Gründe, die aus Sicht der SKV als pandemiebedingt einzustufen gewesen wären und damit auch eine Verlegung gerechtfertigt hätten. Die Abteilungsleitung Männer der Deutschen Turnliga hat dies aber nicht so gesehen, weshalb es auch zu keinem Gespräch mehr mit dem gastgebenden Verein gekommen ist.

"Für uns ist der Termin schlecht"

„Für uns ist das schlecht“, fand SKV-Vorstandsmitglied Horst-Walter Eckhardt deutliche Worte. Diese basieren in erster Linie auf der Tatsache, dass die heimische Riege am Samstag definitiv auf Courtney Tulloch verzichten muss. Der Grund: Die britische Regierung hat am 5. November einen Komplett-Lockdown beschlossen, aus dem der Turnverband ein Ausreiseverbot seiner Athleten ableitet. „Für den 5. Dezember hätten wir zumindest eine leise Hoffnung gehegt, dass er für uns hätte turnen können“, so Eckhardt.

„Der Ausfall von Courtney beschert uns besonders an den Ringen ein gravierendes Problem. Die Besonderheiten des Score-Systems sorgen ja dafür, dass man nicht nur die positiven Punkte verliert, sondern auch schnell mal vier Punkte gegen sich kassiert, wenn ein solcher Ausnahmeathlet nicht turnen kann – da hast du im Handumdrehen acht Punkte und womöglich das ganze Gerät verloren“, erläuterte Eckhardt gestern im Gespräch mit der SZ-Sportredaktion.
Doch nicht nur an seinem Paradegerät, sondern auch am Boden und am Sprung ist der britische Nationalturner in der Deutschen Turn-Liga (DTL) immer wieder als zuverlässiger Punktegarant für die SKV in Erscheinung getreten. So war Tulloch in der Gruppenphase der 1. Bundesliga mit insgesamt 25 Score-Punkten drittbester Punktesammler hinter seinem SKV-Teamkollegen Dario Sissakis (34) und Leonard Prügel vom SC Cottbus (26). Das Wegbrechen dieser enorm wichtigen Schlüsselposition sorgt dafür, dass die SKV-Entscheidungsträger nun auch intensiv über den Einsatz von Saso Bertoncelj nachdenken.

Auch Bertoncelj wird wohl fehlen

„Für uns steht die Gesundheit unserer Sportler und Betreuer ganz oben, was wir nicht zuletzt dadurch unter Beweis gestellt haben, dass wir bei unseren beiden Heimwettkämpfen schon ganz bewusst auf Zuschauer verzichtet haben, als die noch erlaubt gewesen wären. Saso bereitet sich ganz intensiv auf die Europameisterschaften vor, die in der zweiten Dezemberwoche stattfinden. Das ist vielleicht seine letzte große internationale Meisterschaft, und wenn er sich reisebedingt eine Infektion einfängt oder auch nur als Kontaktperson in Quarantäne muss, dann platzt für ihn dieser Traum. Ganz abgesehen davon, sieht man ja zunehmend, dass auch austrainierte Spitzensportler schwere gesundheitliche Schäden davon tragen können, und nicht zuletzt ist Saso zweifacher Familienvater. Da stehen wir in einer besonderen Verantwortung, es gibt einfach Wichtigeres als der kurzfristige sportliche Erfolg“. Im Klartext bedeutet das, dass die SKV-Verantwortlichen eher davon absehen werden, Bertoncelj anreisen zu lassen.

Auch wenn man davon ausgehen muss, dass die SKV gänzlich ohne ausländische Verstärkungen nach Baden-Württemberg reisen wird, will der Rest der Mannschaft den Kampf um das Finalticket selbstbewusst in Angriff nehmen. Die „Siegerland-Connection“ mit den Eigengewächsen Daniel Uhlig, Nico Ermert, Andreas Jurzo und Mattis Eckstein sowie dem in Dreis-Tiefenbach trainierenden Sebastian Bock ist ebenso hoch motiviert wie Fabian Lotz sowie die beiden Berliner Philipp Herder und Dario Sissakis. „Für die Berliner haben wir die Flüge gebucht, sie werden also da sein“, schildert Eckhardt die aktuelle Situation.

Spies: "Bangemachen gilt nicht"

So schnell kann es gehen, aus einem „relativ ausgeglichenen Wettkampf mit leichten rechnerischen Vorteilen für uns“ (so Eckhardts Einschätzung) ist nun also eine klare Favoritenstellung für die Gastgeber aus Wetzgau geworden. Aber: „Bangemachen gilt nicht. Jede Übung muss immer erst geturnt werden, und gerade im Kunstturnen kann viel passieren. Wir werden also nach Wetzgau fahren und alles daran setzen, uns für das Finale zu qualifizieren – auch wenn das unter den aktuellen Vorzeichen äußerst schwierig werden wird“, gibt sich Spies kämpferisch.

 

Von Website "DTL"

Halbfinale: Wetzgau turnt gegen Siegerland

Am Samstag begegnen sich der TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau und der Siegerländer KV im Halbfinale der Männer-Bundesliga. Die lokale Behörde gab bereits grünes Licht für die Veranstaltung. Der Gastgeber aus dem Stadtteil Wetzgau setzt in Nestor Abad San Juan diesmal auf einen erfahrenen Turner aus Madrid. Der 27 Jahre alte Spanier ist in der Turnszene kein Unbekannter, gewann er doch 2013 und 2018 bereits drei Goldmedaillen bei den Mittelmeer Spielen. Die Schwaben hatten sich in der Vorrunde als Zweite der «Staffel B» hinter der TG Saar qualifiziert. Gegner Siegerländer KV hingegen, der als Tabellenführer der «Gruppe A» ins Halbfinale eingezogen ist, reist diesmal voraussichtlich ohne einen Gastturner an. Im Erfolgsfall wäre es für die Siegerländer er erste Einzug in ein Meisterschaftsfinale seit 41 Jahren. Die Begegnung wird selbstverständlich auch bei Sportdeutschland.TV übertragen. Los geht es ab 18.00 Uhr. Zum Livestream geht es hier.

 

Von Website "DTL"

BUNDESLIGA | MÄNNER
DTL und KTV Straubenhardt legen Streit um Halbfinale bei

Die Präsidenten der Deutschen Turnliga (DTL) und des Fördervereins der KTV Straubenhardt haben am Freitag ihren Dialog fortgesetzt. Am Ende des präsidialen Austauschs stand ein Kompromiss, den beide Seiten mittragen werden und in einer gemeinsamen Erklärung zusammengefast haben. «Die KTV verzichtet auf weitere juristische Schritte in dieser Sache. Sie tut das insbesondere, um Schaden vom Turnsport und der Turnliga abzuwenden. Auch wenn Sie die Punkte weiter als gehaltvoll und aussichtsreich ansieht. Hierüber besteht in den KTV-Gremien Einigkeit», sagte KTV-Vorstand Andreas Rapp am Freitagabend. Kunze habe ihm zugesichert, dass diese Themen intern aufgearbeitet und Kommunikationsstrukturen nötigenfalls angepasst werden. Auch forderte Rapp, die Vereine in Zukunft mehr mitzunehmen.

DTL-Präsident Jens-Uwe Kunze sprach von einem sehr guten, vor allem sachlich und lösungsorientiert geführten Meinungsaustausch mit seinem Präsidentenkollegen. «Ich bin Herrn Rapp dafür sehr dankbar, da mir durchaus bewusst ist, dass dieser von uns beiden gefundene Kompromissvorschlag in den Gremien seines Vereins sicher genauso kontrovers diskutiert werden wird, wie in den Gremien der Deutschen Turnliga», erklärte der Berliner.
Kunze sagte den Schwarzwäldern im Gegenzug zu, sich Anfang des Jahres auf breiterer Ebene erneut zu treffen, um gemeinsam aufzuarbeiten, welche Fehler in Vorgehensweise und Kommunikation zu der verfahrenen Lage geführt haben. «In besonderen Zeiten wie diesen braucht es ein ganz anderes Miteinander und ein deutliches Mehr an Information», ist er überzeugt. Die DTL sei auch gerne bereit, entsprechende Anregungen aufzunehmen. Dass dies ein erfolgversprechender Weg sei, hätten die Gespräche der beiden Präsidenten unter Beweis gestellt.

Antreten wird der amtierende Meister allerdings am 21. November bei der TG Saar dennoch nicht. «Wir übernehmen an dieser Stelle Verantwortung für unsere Turner», sagte Rapp. Denn auch die Message seiner Athleten sei klar: «Dieser Wettkampf ist zu diesem Datum falsch platziert», erklärte der Vorstand des Bundesligateams weiter. «Sollte es dazu kommen, dass wir diesen Wettkampf aufgrund unserer Entscheidung und aufgrund der bestehenden Regeln am grünen Tisch verlieren werden, dann haben wir diese Entscheidung zum Schutz und zum Wohl unserer Turner getroffen. Und, um unserer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden», betonte er.

Sollte das DTL-Finale wie derzeit geplant am 19. Dezember 2020 stattfinden, wird laut Rapp auch die KTV Straubenhardt teilnehmen. Solange die entsprechenden rechtlichen Bedingungen herrschten und die für eine gesundheitliche Unversehrtheit der KTV-Turner benötigten Informationen rechtzeitig zur Verfügung gestellt würden. «Wir stellen uns auch in Zukunft jeglichem Wettkampf, wenn die Pandemielage dies zulässt. Wir werden auch nicht ganz von der Saison zurücktreten, weil wir ein solches Verhalten für unsportlich halten», sagte Rapp.

Der Verein werde an dieser Stelle den Erwartungen an ihn gerecht werden. «Denn als siebenfacher Meister ist uns bewusst, dass wir auch eine Vorbildfunktion haben, den Sportsgeist hochzuhalten. Dieser Vorbildfunktion werden wir in diesem Fall ebenso nachkommen, wie der Fürsorgepflicht für unsere Turner und für die Gesellschaft», erklärte er.

Darüber hinaus plädierte Rapp insbesondere in der herrschenden Pandemielage für mehr Transparenz sowie klarere Regeln und Definitionen seitens der DTL-Gremien, auf die sich die Vereine einstellen könnten. «Denn die DTL muss sich hier nach meiner Ansicht die Frage stellen lassen, ob sie bisher wirklich alles getan hat, um ein rechtliches Vakuum zu vermeiden, wie es in der aktuellen Situation herrscht», sagte er.

Für Kunze ist der Kompromiss am Ende ein großer, vor allem aber ein gemeinsamer Schritt in die richtige Richtung. «Ich denke, beide Seiten haben am Ende erkannt, dass es sich hier um eine hochkomplexe Rechtslage handelt, die viele Fragen offen lässt und bei der es auch mehr als unsicher ist, wer am Ende als Sieger aus einem Streit hervorgehen wird. Sicher ist nur, wer in diesem Fall als Verlierer enden würde. Und das ist der Turnsport», sagte er. Und dass der Sport und vor allem nicht die Sportler darunter leiden sollten, sei auf beiden Seiten bereits von Beginn an ohne jeden Zweifel gewesen.