Glückwunsch Philipp!

Philipp Herder (Siegerländer Kunstturnvereinigung) Zweiter bei den Deutschen Meisterschaftem im Kunstturnen

Erst am letzten Gerät von Lukas Dauser besiegt – Fahrig, Uhlig und Hinrichs erreichten verschiedene Geräte-Finale

Spannender hätte der Kampf um die Deutsche Mehrkampfmeisterschaften nicht enden können: mit der Winzigkeit von 0,05 Punkten unterlag die Nr. 1 der Siegerländer Kunstturnvereinigung Philipp Herder seinem Berliner Trainingskollegen Lukas Dauser (KTV Obere Lahn) und musste sich mit der Silbermedaille zufrieden geben.

Dass es am Ende in der mit 7.500 Zuschauern bis auf den letzten Platz besetzten Max-Schmeling-Halle noch einmal so knapp werden würde, daran hatte keiner der Zuschauer in Berlin oder an den Bildschirmen zu Hause gedacht – Sportdeutschland.TV übertrug diesen an Spannung kaum zu überbietenden Wettbewerb wie viele andere Veranstaltungen des Deutschen Turnfestes im Livestream. Herder, bis dahin klar in Führung vor Dauser liegend, vollzog beim Sprung eine sprichwörtliche Bauchlandung, und verlor so den größten Teil des Vorsprunges vor Dauser, den er sich mit guten Übungen an den ersten drei Geräten erarbeitet hatte.

Danach ging es an den Barren, jenes Gerät also, an dem Dauser erst vor kurzem die Silbermedaille bei den Europameisterschaften gewonnen hatte. Auch mit leichten Haltungsfehlern gelang ihm hier mit 14,95 die höchste Tageswertung, und alles deutete bereits auf eine Vorentscheidung zu seinen Gunsten hin. Herder konterte jedoch nervenstark und zeigte eine der besten Barrenübungen seiner Karriere, die mit 14,60 Punkten belohnt wurde, so dass Dauer vor dem abschließenden Reckturnen nur mit 0,1 Punkten in Führung ging, ein Vorsprung, der ihm als dem wesentlich besseren Reckturner aber dennoch zu einem sicheren Gewinn der Meisterschaft hätte reichen sollen. Erneut schien sich jedoch das Blatt zu wenden, als Herder an seinem Zittergerät eine passable Übung zeigte und Dauser in der letzten Übung des gesamten Wettkampfes nach einer unsicheren Landung mit einer Hand den Boden berühren musste. Als dann nach einer für Turner und Zuschauer endlos langen Wartezeit – auch für das Kampfgericht war die Wertung offensichtlich nicht einfach - das Ergebnis auf der Anzeigetafel aufleuchtete, stand hinter dem Namen Lukas Dauser die 1 und Philipp Herder wurde „nur“ Zweiter, mit dem eingangs erwähnten kleinstmöglichen Abstand von 0,05 Punkten (81,75 zu 81,70). Dritter wurde Ivan Rittschik (KTV Straubenhardt) mit einem deutlichen Abstand von genau zwei Punkten auf Herder, vor den beiden besten Nachwuchsturnern Nick Klessing (ebenfalls KTV Obere Lahn, 79,20 Punkte) und Felix Pohl (MTV Stuttgart, 78,75 Punkte).

„Nach dem verpatzten Sprung hätte ich nicht gedacht, dass es am Ende noch einmal so eng werden würde." Es zeigt sich immer wieder, dass erst nach der letzten Übung der Wettkampf beendet ist, und dass Philipp mit seinem großen Kämpferherz auch nach einem Fehler nicht so leicht aufgibt. Insoweit ist der 2. Platz keine Niederlage für Philipp, sondern er hat die Silbermedaille gewonnen. Er hat auch eindrucksvoll bewiesen, dass er zusammen mit Lukas Dauser der momentan stärkste deutsche Turner ist, und mit seiner Punktzahl kann er nach der Wertungsreform auch im internationalen Vergleich sehr zufrieden sein. "Herzlichen Glückwunsch jedenfalls von allen Siegerländer Turnfreunden, und vielleicht kommt ja an den Geräten noch die eine oder andere Medaille hinzu“, so der erste Kommentar des Präsidenten der Siegerländer Kunstturnvereinigung Reimund Spies zu dem Abschneiden seines Top-Turners bei diesen Deutschen Meisterschaften.

Herder am nächsten aus der SKV-Bundesligamannschaft kam Altmeister Matthias Fahrig, der mit 75,75 Punkten den 10. Platz im Mehrkampf-Klassement belegte, und, viel wichtiger noch, als Vorkampfbester in das Bodenfinale einzieht (14,35 Punkte) und auch Medaillenchancen am Sprung hat, wo der Titelverteidiger ist.

Nicht ganz so gut lief es für die übrigen SKV-Turner im Mehrkampffinale. Sebastian Bock wurde nach einem an sich guten Wettkampf mit 74,45 Punkten 15., verpasste aber durch einen Fehler am Barren eine noch bessere Platzierung. Knapp hinter Bock landete NRW-Meister Daniel Uhlig (TG Friesen Klafeld-Geisweid) mit 74,10 Punkten auf Platz 17, konnte sich aber mit dem Einzug in das Bodenfinale am Mittwoch wieder in der vollbesetzten Max-Schmeling-Halle schadlos halten.

Zufrieden konnte auch Eric Lloyd Hinrichs in seinem ersten Meisterschaftswettkampf bei den Senioren sein, zumal ihn eine langwierige Handverletzung praktisch das gesamte Vorjahr gekostet hatte. Seine Klasse, die der junge Bochumer auch in den drei Bundesligawettkämpfen in diesem Jahr am Reck gezeigt hatte, bestätigte er mit guten 13,25 Punkten, die wahrscheinlich ebenfalls für das Finale reichen werden, weil der vor ihm liegende Sebastian Krimmer sich an diesem Gerät die Schulter auskugelte und sein Einsatz im Finale fraglich ist.

Der sechste im Bunde der SKV Turner, Nico Ermert (TV Freudenberg) konnte durch eine langwierige Schulterverletzung gehandicapt nicht sein volles Potential abrufen und wurde im Feld der 36 besten deutschen Turner mit 67,25 Punkten 31.