Mit einem großen persönlichen Erfolg kann Philipp Herder, seit acht Jahren die Nr. 1 des heimischen Bundesligisten Siegerländer KV, bei den Kunstturnweltmeisterschaften in Montreal die Heimreise antreten. Er wurde im Feld der besten Turner aus der ganzen Welt mit 80,166 Punkten 18. im Mehrkampffinale. Damit war Herder immerhin zehntbester Europäer und damit deutlich besser platziert als bei den kontinentalen Titelkämpfen im April in Rumänien.
„Das war aller Ehren wert, hier haben die absolut Besten geturnt, und Philipp hat sich gut in dem Feld dieser Athleten gehalten. Er hat für uns die Fahne hoch gehalten und das hat er gut gemacht“, so das Lob von Bundestrainer Andreas Hirsch.
Der Finalwettbewerb in der riesengroßen Olympia-Arena von Montreal begann für den am Bundesstützpunkt Berlin trainierenden Herder an den Ringen mit 13,50 Punkten vielversprechend, lag doch diese Note oberhalb des Qualifikationsergebnisses, was er sich für die anderen Geräte auch vorgenommen hatte. Einen kleinen Rückschlag gab es dann für ihn am Sprung, den er nicht sauber landen konnte, was ihm einen Punkte an Abzügen einbrachte. Das brachte Herder jedoch nur kurzzeitig aus dem Gleichgewicht, an Barren und Reck lag er wieder deutlich über seiner eigenen Vorgabe. Sein bestes Tagesergebnis erzielte er mit 14,133 Punkten am Boden, dem Gerät also, an dem er im Juni diesen Jahres erstmals Deutscher Meister wurde.
„Am Sprung habe ich einen Fehler gemacht und der Abzug war die logische Folge hiervon. Wieso ich jedoch trotz besserer Ausführung am Seitpferd heute dort weniger Punkte bekommen habe, als in der Qualifikation, verstehe ich nicht ganz.“ war der erste Kommentar des SKV-Turners nach Wettkampfende. „Da der Abstand zum 14. Platz nur wenige Zehntel betrug, hätte ich diesen auch noch erreichen können. Trotzdem bin ich sehr zufrieden, und weiß, dass ich auch auf dieser Ebene wettbewerbsfähig bin“ richtete Herder auch den Blick auf zukünftige Aufgaben im Nationaltrikot.
Foto: Arndt Falter
„Heute bin ich froh und stolz zugleich“ freute sich SKV-Präsident Reimund Spies am Morgen nach dem Finale von Montreal mit seiner Nr. 1. „Froh, dass Philipp sich so gut behaupten konnte, und auch, dass er den Wettkampf gesund überstanden hat, was leider nicht für alle Turner bei dieser WM der Fall ist. Und stolz, dass wir als SKV einen der deutschen Spitzenturner in unseren Reihen haben und ihn bei unserem Wettkämpfen dem Siegerländer Publikum präsentieren können“.
An der Spitze des 24-köpfigen Teilnehmerfeldes des Mehrkampffinales der Männer setzte sich derweil das Favoritensterben fort. Schon am Seitpferd als zweitem Gerät erwischte es Oleg Verniaev (UKR), der das Gerät vorzeitig verlassen musste und aussichtslos auf den 8. Gesamtrang zurück fiel, zumal er auch einen weiteren Absteiger am Reck zu verzeichnen hatte. Der bis zum letzten Gerät deutlich in Führung liegende Russe David Belyavski gab die bereits sicher geglaubte Medaille nach einem Sturz vom Reck aus den Händen und wurde undankbarer Vierter.
Fehlerfrei blieben nur die beiden Chinesen Xiao Ruoteng und Lin Chaopan, die mit 86,933 bzw. 86,448 Punkten die Plätze 1 und 2 belegten und damit eindrucksvoll Revanche nahmen für die bei der Olympiade in Rio erlittenen Niederlagen. Dritter wurde der Japaner Kenzo Shirai (86,431 Punkte), der seinen im Vorkampf verletzt ausgeschiedenen Mannschaftskameraden Kohei Uchimura, Seriensieger der letzten sechs Weltmeisterschaften, würdig vertrat und zeigte, dass mit ihm zukünftig neben seinen herausragenden Leistungen am Boden und Sprung auch als Mehrkämpfer zu rechnen sein wird.