Vor 37 Jahren als damals modernstes Kunstturnzentrum in Deutschland eingeweiht, strahlt die Trainingsstätte der Siegerländer Kunstturnvereinigung in Netphen-Dreis-Tiefenbach seit der umfangreichen Renovierung in den Sommerferien wieder in neuem Glanz.
„Arbeitsreiche Wochen liegen hinter uns, heute aber freuen wir uns, das Kunstturnzentrum nach dem Abschluss aller Arbeiten der Öffentlichkeit und allen Behörden, Unterstützern, Sportverbänden und Mitgliedsvereinen vorstellen und uns gleichzeitig bei Ihnen allen bedanken zu können“, mit diesen Worten begrüßte Horst-Walter Eckhardt, Vorstandsmitglied der Siegerländer Kunstturnvereinigung, die mehr als 50 geladenen Gäste im Landesleistungsstützpunkt Kunstturnen männlich in Dreis-Tiefenbach.
Genau genommen war die Rundumerneuerung des Funktionsbereiches nur der Abschluss eines umfassenden Modernisierungsprogramms, wie Landrat Andreas Müller in seinem Grußwort feststellte. „Der Kreis Siegen-Wittgenstein – zusammen mit der Stadt Netphen Träger dieser im heimischen Sport einmaligen Einrichtung – hat in den letzten Jahren nicht unerhebliche Investitionen in die Infrastruktur des Zentrums geleistet. Vor allem die Energieversorgung und die sanitären Einrichtungen waren nicht mehr auf dem gleichen Niveau, wie der Sport, der hier ausgeübt wurde. Deshalb freue ich mich gemeinsam mit Bürgermeister Paul Wagener ganz besonders darüber, dass die Verbesserung der Trainingsbedingungen von der SKV finanziert werden konnte – immerhin rund 120.000 Euro plus Eigenleistungen sind aufgewendet worden, ein beachtliche Leistung für einen Verein dieser Größenordnung“.
Landrat Müller betonte in seiner Ansprache auch die besondere Stellung der SKV im Spitzensport und in der Nachwuchsförderung. „Die SKV ist nicht nur der einzige Erstligist im Kunstturnen in NRW, sondern betreibt auch die einzige vom Deutschen Turnerbund zertifizierte Turntalentschule im bevölkerungsreichsten Bundesland. Dieses auf Leistung und Nachhaltigkeit gleichzeitig angelegte Konzept der SKV lohnt es sich zu fördern, und deshalb unterstützen wir gemeinsam mit der Stadt Netphen auch das Kunstturnzentrum“.
„Das Projekt, dessen Vollendung wir Ihnen heute präsentieren können, begann wie so oft mit einer eher kleinen Anfrage“, so SKV-Präsident Reimund Spies in seinem mit einer eindrucksvollen Powerpoint-Präsentation begleiteten Vortrag, in dem er einen Bogen von den Anfängen des Kunstturnzentrums bis hin zu dem Abschluss der Arbeiten im Sommer 2017 spannte. „Wir müssten die Schaumstoffschnitzel in der Landgrube auswechseln, so die einhellige Meinung der Trainer und Turner, Das war in 2014.“ Dabei stellte man dann fest, dass nicht nur die Füllung, sondern die gesamten Gruben erneuerungsbedürftig waren. „Außerdem mussten unsere Ligaturner immer nach Wetzlar fahren, um dort am Boden turnen zu können. Unsere Bodenfläche, obwohl erst ein paar Jahre alt, war technisch überholt und entsprach nicht mehr den Flächen, die bei Deutschen Meisterschaften und Ligawettkämpfen eingesetzt werden. Da haben wir erst einmal gemeinsam mit der Firma Bänfer ein Konzept erarbeitet, wie man das Zentrum nachhaltig und zukunftssicher sanieren kann, anstelle von kurzfristigen Einzelmaßnahmen“ so der SKV-Chef Spies.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es wurden nicht nur die Landegruben erneuert und die Bodenfläche ausgetauscht, sondern auch die durch die Höhe der neuen Matte entstandenen Unterschiede ausgeglichen und die Füße aller feststehenden Geräte unfallsicher eingefasst. „Für die Anlieferung aller Materialien hat die Firma Bänfer drei Sattelzüge benötigt, und im gleichen Umfang mussten wir nicht mehr brauchbare Matten entsorgen – insgesamt etwa 140 Kubikmeter. Vor allem die Füllung und Polsterung der Landegruben waren eine große Herausforderung für uns, die wir ohne die spontane Unterstützung unseres Hauptsponsors Lindenschmidt Umwelttechnik in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit nicht hätten bewältigen können. Hierfür bedanken wir uns ganz herzlich, aber auch für die tatkräftige Mithilfe des SKV-Vorstandes, der Ligaturner, des Aufbauteams unserer Heimwettkämpfe und auch der Freunde vom VTB Siegen“ zeigte sich SKV-Präsident Spies dankbar für die Hilfestellung der ganz besonderen Art.
„Die ausgetauschte Bodenmatte mussten wir übrigens nicht entsorgen – ganz im Gegenteil. Wir haben die Verfügbarkeit der Matte im Internet bekannt gemacht, und erhielten Anfragen aus ganz Deutschland. Den Zuschlag haben wir den Turnerinnen des MTV Bad Oeynhausen gegeben, die die Matte dann am ersten Ferientag sozusagen als Startschuss für die anstehenden Arbeiten abgeholt haben“, so Reimund Spies.
Ein besonderes Lob hatte er auch für die Firma Bänfer parat. „Wir waren überrascht und ein wenig skeptisch, dass man dort nur eine Woche für den gesamten Arbeitsumfang eingeplant hatte. Kompliment, Bänfer hat den Termin auf den Tag genau eingehalten, so dass wir am 5. August die Halle wieder einräumen und am Montag dem 7.August das Zentrum für das Training der Turntalentschule und der Ligaturner frei geben konnten“.
Foto: Frank Kruppa
Diese zeigten dann den Gästen Ausschnitte aus ihrem Trainingsprogramm und machten bei Abgängen am Reck und Sprüngen über den Sprungtisch anschaulich, wie wertvoll beispielsweise eine Landegrube ist. Da freute sich auch der langjährige Team-Kapitän der SKV-Bundesligamannschaft, Jonas Rohleder über die perfekten Bedingungen, die seine früheren Kollegen und die nachrückenden Talente jetzt vorfinden. Rohleder, heute Dozent an der Sporthochschule Köln und gerade erst von einem Forschungsauftrag aus Japan zurück gekommen, juckte es zwar in den Händen, auch noch einmal an die Geräte zu gehen. Das Angebot des SKV-Chefs Spies, ihm einen Platz in der Mannschaft im nach wie vor die SKV möglichen Ligafinale einzunehmen, lehnte er dann doch mit dem Kommentar „jetzt müssen mal die Jüngeren ran“ ab …
Aber auch nach dem Mammutprogramm der letzten Wochen ist der Tatendrang der SKV-Macher noch nicht erschöpft: „Als nächstes Ziel haben wir uns für die Liga die Etablierung im oberen Teil der Tabellenhälfte vorgenommen, und unsere Turntalentschule wollen wir zum DTB-Turnzentrum entwickeln und damit direkt unterhalb der Bundesstützpunkte ansiedeln. Das soll spätestens im nächsten Olympiazyklus so weit sein, vielleicht auch schon früher“ richtete SKV-Präsident Reimund Spies den Blick nach vorne.
Zunächst gilt es aber, die zweite Hälfte der Saison 2017 erfolgreich zu bestehen, die mit dem Auswärtswettkampf am 21.10. in Straubenhardt beginnt. Erster Heimwettkampf ist dann am 28.10. gegen das Kunstturnteam Heilbronn, diesmal in der Dreifachturnhalle am Giersberg in Siegen, ein weiteres Novum in der SKV-Geschichte.
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