Vorbericht Deutsche Meisterschaften 2018

Mit fünf Turnern stellt die Siegerländer Kunstturnvereinigung eines der größten Teilnehmerfelder aller Bundesligisten bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften im Gerätturnen, die am letzten Septemberwochenende in der Leipzig Arena ausgetragen werden.

Dabei fehlen mit Daniel Uhlig und Eric Lloyd Hinrichs noch zwei Turner verletzungs- bzw. krankheitsbedingt, die auf jeden Fall beste Chancen auf eine DM-Teilnahme gehabt hätten, und auch „Altmeister“ Matthias Fahrig musste auf seine Teilnahme wegen zu großen Trainingsrückstandes nach Krankheit und Verletzungen verzichten. Im günstigsten Fall wäre also der gesamte Bundesligakader der SKV bei den Meisterschaften präsent gewesen – einerseits natürlich ein Beweis der Klasse dieser Mannschaft, andererseits aber auch ein Grund für die eine oder andere Sorgenfalte der Mannschaftsverantwortlichen, weil die Vorbereitung auf den Mehrkampf gerade für die Gerätespezialisten besondere Anstrengungen bedeutet.

Beste Chancen auf eine vordere Platzierung sowohl im Mehrkampf als auch an dem einen oder anderen Gerät hat sicher Philipp Herder, die langjährige Nr. 1 des Siegerländer Bundesligisten. Zwar läuft der Berliner seiner herausragenden Form der zweiten Jahreshälfte 2017 und der ersten Monate 2018 nach wie vor hinter her, irgendwann wird aber der Knoten einmal platzen. Die Knieverletzung, die sich Herder bei der für ihn unglücklich verlaufenen 1. WM Qualifikation zugezogen hatte, hat sich als nicht so schwerwiegend heraus gestellt, so dass die Deutschen Meisterschaften eine gute Bühne zur Rehabilitation sein sollten. Zumal es noch um mehr als die Medaillen geht: die Meisterschaften dienen als 2. und letzte Qualifikation für die Weltmeisterschaften im Oktober und November in Qatar, und die Teilnahme hieran hat Herder zu recht noch nicht vollständig abgeschrieben.

Unvergessen sein Wettkampf im vorigen Jahr mit Lukas Dauser um die Mehrkampfkrone, der erst bei der letzten Übung hauchdünn zugunsten des Unterhachingers entschieden wurde. Dauser verletzte sich dann aber am Finaltag schwer und kehrt erst jetzt wieder ins Wettkampfgeschehen zurück. Weitere Widersacher neben Dauser werden für Herder die Altmeister Marcel Nguyen und Andreas Bretschneider, sowie Olympiaheld Andreas Toba sein. Aber auch die nachrückenden Nils Dunkel oder Nick Klessing suchen ihre Chance für Doha – für Spannung um die Meisterschaft ist also reichlich gesorgt.

Nach ganz vorne wird der Sachse in Siegerländer Reihen, Sebastian Bock, seinen Blick nicht richten, aber eine Platzierung unter den besten 12 könnte für ihn schon heraus springen. Er befindet sich in glänzender Verfassung und wird gerade da, wo andere Risiken eingehen zu müssen, um auf sich aufmerksam zu machen, von seiner meist fehlerfreien Übungsausführung profitieren können. Wenn alles so läuft für ihn wie geplant, ist auch die eine oder andere Finalteilnahme möglich.

Hiervon träumt insgeheim sicher auch einer der Youngster in Siegerländer Reihen, Andreas Jurzo, bei seiner ersten Meisterschaftsteilnahme bei den Senioren. Eigentlich hätte es schon im Vorjahr soweit sein sollen, da wurden ihm aber die unterschiedlichen Wertungskriterien in den unterschiedlichen Landesturnverbänden zum Verhängnis. Diesmal hat es geklappt – nur vier Jahre, nachdem er seine zwischenzeitliche Karriere als Kreisligafußballer aufgegeben hatte und wieder zum Turnen zurück gekehrt ist. Seine Stärken in Leipzig werden Boden und Sprung sein, wer weiß – wenn er sein schwieriges Programm sicher vortragen kann, ist eine Überraschung nicht auszuschließen und er kann eine Finalteilnahme sichern.

Ist für Jurzo die Teilnahme an der DM eine Novität, kann Nico Ermert schon auf die vierte in Folge verweisen, bei den Senioren wohlgemerkt. Weniger gut dürften dabei seine Erinnerung an 2015 sein, als er sich in Gießen gleich zum Meisterschaftsauftakt am Knie verletzte und die gesamte Aufstiegssaison der SKV pausieren musste. Trotz verschiedener weiterer Verletzungen schaffte es der Freudenberg aber auch in den Folgejahren, sich rechtzeitig vor den Qualifikationswettkämpfen an allen Geräten in Form zu bringen, so auch in diesem Jahr. Mit der Teilnahme hat er sein individuelles Saisonziel bereits erreicht und kann den Meisterschaftswettkampf gelassen angehen.

Das sieht wiederum für Dario Sissakis ganz anders aus, seit diesem Jahr Mitglied der Ligamannschaft der SKV. Der 20-jährige Berliner hat sich im Laufe des Jahres kontinuierlich verbessert und zählte im Wettkampf gegen die Stuttgarter zu den Lichtblicken im Siegerländer Team. Für Dario geht es darum, über ein möglichst gutes Mehrkampfergebnis seine Chancen auf eine Bundeskadernomierung für 2019 zu verbessern, ein wichtiges persönliches Ziel, weil hiermit unter Umständen auch die Aufnahme in eine Sportfördergruppe der Bundeswehr oder Bundespolizei verbunden sein kann.

 „Nach der verpassten Chance vor zwei Wochen, uns vorzeitig für die Finalteilnahme in Ludwigsburg zu qualifizieren, was uns eine ganz andere Planung für die restliche Saison ermöglicht hätte, sind die Deutschen Meisterschaften für unsere Turner eine weitere Standortbestimmung. Dass sich alle Turner auf den Mehrkampf vorbereitet haben, hat uns in Stuttgart überhaupt erst ermöglicht, eine wettbewerbsfähige Mannschaft aufzustellen, sonst wäre es wegen der zahlreichen Verletzungen und der Probleme auf der Ausländerposition noch enger geworden. Jetzt drücken wir allen die Daumen, dass sie ihre persönlichen Ziele erreichen, und vor allem, dass sie gesund durch den Wettkampf und die möglichen Finalwettbewerbe kommen“, so die Einschätzung von SKV-Präsident Reimund Spies zu den Möglichkeiten seiner Leistungsträger bei den Meisterschaften in Leipzig.