Philipp Herder für die deutschen Farben und die beiden Briten Courtney Tulloch und Joe Fraser überzeugten durch hervorragende Leistungen

Gleich dreimal war die Siegerländer Kunstturnvereinigung beim Länderkampf Deutschland-Großbritannien-Rumänien am Samstag in Backnang vertreten. Philipp Herder für die deutschen Farben und die beiden Briten Courtney Tulloch und Joe Fraser überzeugten durch hervorragende Leistungen beim letzten öffentlichen Test vor den Weltmeisterschaften, die Anfang Oktober in Stuttgart ausgetragen werden.

Besonders erfreulich aus heimischer Sicht war die Leistung von Philipp Herder. Der 26-jährige Berliner, der in diesem Jahr in die 10. Bundesligasaison bei der SKV geht, zeigte, was ihn besonders auszeichnet. Auch unter höchstem Qualifikationsdruck – um die letzte offene Position im Turnteam Deutschland bewerben sich drei Turner – zeigte er die beste Mehrkampfleistung seiner Karriere, die mit 82,500 Punkten und Platz zwei in der Einzelwertung hinter dem erneut fehlerfrei turnenden Deutschen Mehrkampfmeister 2019, Andreas Toba (TV Wetzgau) belohnt wurde.

Philipp Herder turnte einen Mehrkampf auf hohem Niveau, nur an den Ringen konnte er mit der Wertung nicht ganz zufrieden sein, sonst wäre er noch näher an Toba (83,550 Punkte) herangerückt. Aber auch so lag er vor den jeweils besten Mehrkämpfern aus Rumänien und Großbritannien, Andrei Munteanu (Rumänien/82,100) und James Hall (Großbritannien/81,950). Beide sind international renommierte Mehrkämpfer und regelmäßig bei Großereignissen wie Europa- und Weltmeisterschaften in den Finalwettbewerben vertreten.

Die besten Einzelwertungen erzielte Philipp Herder am Barren (14,35), Sprung (14,20), Boden (13,85) und am Seitpferd (13,70). In der Mehrkampfwertung lag er genau zwei Punkte vor seinem hoch geschätzten jungen Trainingskollegen aus Berlin, Karim Rida (80,500) und fast ebenso deutlich vor Lukas Dauser (80,850), der ebenfalls in Berlin trainiert.

Insgesamt erzielte die Deutsche Nationalmannschaft auch ohne den durch eine Schulterverletzung fehlenden Marcel Nguyen gute 249,950 Punkte. Abzuwarten bleibt für Philipp Herder nach wie vor, wie sich seine gute Form auf die endgültige Nominierung für das WM-Team auswirken wird – noch sind einige Tage hin bis zum offiziellen Meldeschluss, die sich Bundestrainer Hirsch wohl nehmen wird, vor allem um den Heilungsprozess bei Dauser und Nguyen bei seinen Entscheidungen mit berücksichtigen zu können.

Da sind die Briten schon weiter. Sie traten zwar in Backnang aus dem vollen Training an und erreichten wegen einiger Unsicherheiten nur 248,050 Punkte und Platz 2 hinter Deutschland, haben aber ihre Turner für Stuttgart schon nominiert. Joe Fraser, seit diesem Jahr im Team der SKV und Punktbester in der internen Qualifikation im Mehrkampf probierte in Stuttgart einige neue Übungsteile, u.a. ein schwieriges Element am Barren, welcher er als erster Turner in einem internationalen Wettkampf gezeigt hat und daher fortan nach ihm benannt wird. Ansonsten war seine Mehrkampfleistung eher durchwachsen (79,850 Punkte).

Ganz anders die Situation und Leistung von Courtey Tulloch. Der Ringespezialist, der in diesem Jahr seine dritte Saison im SKV-Trikot bestreitet, ist zwar nur als Ersatzmann für Stuttgart nominiert, hat aber berechtigte Chancen, sich über die Weltrangliste als weiterer Turner für Tokio 2020 zu qualifizieren. Er erzielte in Backnang mit 15,100 Punkten einen internationalen Spitzenwert an den Ringen und kam am Sprung mit 14,950 Punkten ebenfalls ganz nahe an eine 15-er Wertung. Diese Marke übertrafen in Backnang außer Tulloch nur noch die mehrfachen Olympiasieger Max Whitlock (GBR) mit 15,300 Punkten am Seitpferd und Marian Dragulescu (ROM), der für seinen nach ihm benannten Sprung 15,100 Punkte erhielt. Seine rumänische Mannschaft zeigte sich hingegen noch nicht in WM-Form und belegte abgeschlagen mit 240,200 Punkten Platz drei in der Nationenwertung.