Herausragend: Philipp Herder

Mit sieben Teilnehmern bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin angetreten – der Bochumer Eric Lloyd Hinrichs fehlte verletzungsbedingt - erfüllten sich nicht für alle Turner der Siegerländer Kunstturnvereinigung die hohen Erwartungen. Herausragend dagegen der Auftritt der Nr. 1 des heimischen Bundesligisten, Philipp Herder. Mit Platz vier im Mehrkampf und einer nahezu fehlerfreien Leistung meldete er sich in der nationalen Spitze zurück und unterstrich eindrucksvoll auch seine Ambitionen auf die Teilnahme an den Weltmeisterschaften, die im Oktober in Stuttgart ausgetragen werden.

berlin

Dabei hatten den 26-jährigen Berliner, der für den Siegerländer Bundesligisten im zehnten Jahr an die Geräte geht, nach seiner Anfang Mai im Training erlittenen Halswirbelverletzung nur die wenigsten für die diesjährigen Meisterschaften auf der Rechnung gehabt. Erster Nachteil für ihn: er wurde in die zweite Startgruppe einsortiert, während die Kampfrichter bei der Riege der Titelfavoriten erfahrungsgemäß schon mal das eine oder andere Auge zudrücken.

An den ersten vier Geräten hatte Philipp Herder einen der stärksten Auftritte der letzten Jahre. Gleich zu  Beginn gelang ihm ein glänzender Sprung – in den letzten Wettkämpfen schon mal ein Zittergerät für ihn. Vom Barren an nahm er nach einer überzeugenden Übung die Führung in der Gesamtwertung, die er bis zum vierten Durchgang halten konnte. Erst am Seitpferd wurde er vom späteren Meister Andreas Toba überholt. Einhelliges Urteil der Experten: bei keinem anderen Spitzenturner wurden kleinere Unsicherheiten so streng bewertet, wie bei dem Berliner.

Trotzdem lag die SKV-Nr. 1 auch vor dem letzten Gerätedurchgang nur mit minimalem Rückstand auf Platz 2. Während Philipp Herder diesen an den Ringen absolvieren musste, wo sich sein Kraftrückstand nach der mehrwöchigen Trainingspause besonders nachteilig bemerkbar machte, war für die Favoritenriege nun der Sprung an der Reihe – das Gerät mit dem wenigsten Krafteinsatz und der Möglichkeit, hohe Punktzahlen zu erzielen. Bittere Folge für Herder: er rutschte trotz einer passablen Ringeübung noch hinter den Straubenhardter Marcel Nguyen und den jungen Berliner Karim Rida, der in der Bundesliga für den TuS Vinnhorst an den Start geht, auf den undankbaren vierten Platz. Verdienter Meister wurde der Hannoveraner Andreas Toba nach einem fehlerfreien Wettkampf.

Der zweite Platz im Gerätefinale am Barren hinter Rekordmeister Marcel Nguyen war dann für Philipp Herder mehr als ein Trostpflaster, vor allem wegen der sehr guten Übung, die eigentlich auch die Goldmedaille verdient gehabt hätte. Herder erreichte neben dem Barrenfinale auch noch die Endkämpfe am Boden und am Reck.

philipp

Silbermedaille am Barren für Philipp

Eine weitere Medaille für die SKV Bundesligaturner gab es für den jungen Berliner Dario Sissakis, der am Boden Dritter wurde. Sissakis hatte die besten Ausführungswerte, zu einer noch besseren Platzierung fehlten ihm lediglich ein paar Zehntel in der Schwierigkeit.

fabian lotz

Nach Philipp Herder bester Mehrkämpfer wurde Neuzugang Fabian Lotz mit Platz 14. Der frischgebackene Lehrer aus Mittenahr-Biggen erreichte zudem noch die Gerätefinals am Barren und am Reck, verpasste dort aber die Bronzemedaille um ein winziges Zehntelpünktchen.

Finalteilnehmer wurde überraschend auch Nico Ermert beim Sprung. Hier hatte sich Andreas Jurzo Medaillenchancen ausgerechnet. Nach einem Sturz beim ersten Sprung waren diese jedoch trotz eines sehr guten zweiten Sprungs bereits im Qualifikationswettbewerb dahin.

daniel und nico

Gute Platzierungen im Mehrkampf erreichten Sebastian Bock mit Rang 17 und Daniel Uhlig, der knapp hinter seinem Teamkollegen 18. wurde. Vor allem für Daniel Uhlig war das ein Erfolg nach seiner fast einjährigen Trainingspause nach der im Frühjahr 2018 erlittenen schweren Knieverletzung.

daniel uhlig

„Wir freuen uns vor allem für Philipp Herder, der nach seiner Verletzung und der hierdurch bedingten Trainingspause ein glänzendes Comeback gefeiert hat. Dass ihm am Ende an den Ringen die Kraft ausgegangen ist, war nach den letzten Leistungsdiagnosen nicht unerwartet. Trotzdem hat er mehr als 81 Punkte im Mehrkampf erzielt, und die Silbermedaille am Barren sollte für ihn einen besonderen Stellenwert haben. Unsere Turner haben insgesamt gesehen die Leistungen aus den Qualifikationswettbewerben bestätigt. Auch Andreas Jurzo sollte nach seinem Pech am Sprung nicht allzu lange hadern, sondern nach vorne schauen. Solche Erfahrungen gehören im Sport dazu, wenn man ganz nach vorne kommen will“, so das Fazit von SKV-Präsident Reimund Spies nach den Titelkämpfen in Berlin.

 

nicoNico Ermert, hier bei seiner Bodenübung, schaffte es ins Finale am Sprung

darioDario Sissakis, Gewinner der Bronzemedaille am Boden, hier an den Ringen

andi jurzoAndreas Jurzo, das Pech am Sprung verhinderte ein besseres Ergebnis

danielNach der schweren Knieverletzung im vergangenen Jahr schaffte Daniel Uhlig einen beachtlichen 18.Rang
daniel

daniel

Unser Dank an Chris Klein für die Fotos!