Überaus erfolgreich schlugen sich die für die Siegerländer Kunstturnvereinigung in der Bundesliga startenden Courtney Tulloch (Großbritannien) und Ahmet Önder (Türkei) bei den Turnwettbewerben im Rahmen des Multisportevents European Championships in München. Sie gewannen einen kompletten Medaillensatz im Mehrkampf der Teams und Einzelturner sowie noch eine weitere Bronzemedaille in den Individualwettbewerben.
Herausragend war zweifellos die Goldmedaille, die Courtney Tulloch – bereits in seiner sechsten Saison beim Siegerländer Bundesligisten – mit dem Team Großbritannien gewinnen konnte. Schon im Qualifikationswettkampf lagen die Briten vor allem auch dank großartiger Leistungen von Tulloch am Boden, an den Ringen und beim Sprung deutlich vor den mitfavorisierten Türken. Während sich die deutsche Männermannschaft gerade noch so für das Finale qualifizieren konnten, unterstrichen die Turner aus dem Vereinigten Königreich ihre Zugehörigkeit zur absoluten Weltspitze. Zwar fehlte mit Russland eine weitere starke europäische Kunstturnnation, was aber die herausragende Leistung der Briten nicht schmälern sollte.
Sowohl in der Qualifikation als auch im anschließenden Teamfinale turnten die Männer um Courtney Tulloch und Joe Fraser, der 2019 auch das Trikot der Siegerländer in der Bundesliga trug, ihre mit Höchstschwierigkeiten gespickten Übungen fehlerfrei. Das gelang auch dem türkischen Team in der Qualifikation, vor allem Ahmet Önder absolvierte alle Übungen ohne Fehl und Tadel, so dass er im Einzelmehrkampf, welcher im Rahmen der Qualifikation gewertet wurde, den zweiten Platz nur wenige Zehntel hinter Joe Fraser belegte und erstmals eine Medaille in einem internationalen Mehrkampf erringen konnte. Seine 85,131 Punkte (Fraser erreichte 85,565) waren rund drei Punkte besser als das Gesamtergebnis von Lukas Dauser, dem besten deutschen Turner, der auf Rang 9 kam.
Im Mannschaftsfinale zwei Tage später lief es für die türkische Mannschaft und vor allem auch Ahmet Önder nicht ganz so gut. Nach zwei Corona-Infektionen im Vorfeld der Meisterschaften merkte man ihm an, dass ihm die Kraft für zwei gleichmäßig gute Mehrkämpfe hintereinander fehlte – im Vergleich zum britischen Team ist die Personaldecke bei der Türkei noch nicht so ausgeprägt, dass man den Top-Turnern auch mal an dem einen oder anderen Gerät eine Pause gönnen kann. So wurde die Türkei im Endspurt noch von Italien überholt, errang aber mit Bronze die erste Mannschaftsmedaille überhaupt. Überlegener Sieger wurde wie bereits erwähnt Großbritannien, mit einem strahlenden Courtney Tulloch als ruhenden Pol und dem jungen Gipfelstürmern Joe Fraser an der Spitze.
Das deutsche Männerteam kam im Finale wie in der Qualifikation auf Platz sieben. Eine bessere Platzierung wäre im Finale nach einem guten Wettkampfbeginn möglich gewesen, es verletzte sich aber der in der Bundesliga für den Siegerländer Konkurrenten TV Wetzgau startende Glenn Trebing bei seiner Bodenübung, was bei internationalen Finalwettkämpfen im Mannschaftsturnen besonders bitter ist, weil es dort keine Streichnoten gibt.
Für die abschließenden Finals an den einzelnen Geräten hatten sich Courtney Tulloch (Ringe und Sprung) und Ahmet Önder (Boden, Barren und Reck) qualifiziert – wenn man den noch verletzten Belgier Maxime Gentges (Seitpferd) hinzuzählt, exakt die geplante Besetzung der Ausländerposition der SKV für die entscheidenden Ligawettkämpfe im November. Ahmet Önder zeigte sich leider weiterhin Corona-geschwächt und konnte seine Vorkampfleistungen nicht wiederholen. Besser erging es Courtney Tulloch, der an den Ringen knapp die Bronzemedaille gewinnen konnte, ein besonderer persönlicher Triumph für ihn, nachdem er fast bei jedem internationalen Wettbewerb das Finale an seinem Spezialgerät erreichen konnte und allzu oft um wenige hundertstel die Medaillenränge verpasste.
„Insgesamt wurden hervorragende Leistungen bei den Europameisterschaften gezeigt, nicht nur von unseren Turnern oder den führenden Teams, sondern auch in der Breite. Das Kunstturnen entwickelt sich rasant weiter, immer mehr Nationen finden den Anschluss an die Weltspitze. Auch der Deutsche Turnerbund kann mit der Medaillenausbeute zufrieden sein, wobei diesmal die Frauen die Männer übertrafen. Allerdings hat man hier schon den Generationenwechsel eingeleitet, mit Glenn Trebing und dem Cottbuser Lucas Kochan wurden zwei sehr junge Turner gebracht, die die Zukunft noch vor sich haben“, so das Fazit des SKV Vorstandsmitglieds Horst-Walter Eckhardt nach den Finalwettbewerben in München.
Fotos: >Volker Minkus (@minkusimages)