Ukrainer Petro Pakhniuk neuer Trainer der Siegerländer Kunstturnvereinigung

Nachdem der Japaner Shun Tomizawa aus privaten Gründen im April wieder in seine Heimat zurückgekehrt ist, hat der Siegerländer Kunstturn-Bundesligist schnell gehandelt und in dem Ukrainischen Weltklasseturner Petro Pakhniuk einen hochqualifizierten Nachfolger gefunden, der in diesem Jahr auch die SKV-Mannschaft in der 2. Bundesliga Nord verstärken wird.

Der 31-jährige Absolvent der Sportuniversität Kiew gehörte von 2008 bis 2013 und dann noch einmal von 2017 bis 2022 der Ukrainischen Nationalmannschaft an, von 2014 bis 2016 turnte er international für Aserbeidschan. Dort lernte er auch seine spätere Ehefrau Aynur Pakhniuk kennen, eine Athletin der Rhythmischen Sportgymnastik, die ebenfalls an internationalen Wettkämpfen teilgenommen hat und Diplom-Sportlehrerin ist. Das Paar hat zwei Söhne im Alter von zwei und vier Jahren.

Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine flüchtete die Familie Pakhniuk wie viele andere ukrainische Spitzensportler nach Italien. Für das international renommierte Turnzentrum in Brescia startete Pakhniuk nicht nur in der Seria A (vergleichbar der Deutschen Kunstturnbundesliga), sondern arbeitete dort auch für mehr als ein Jahr als Trainer zusammen mit Enrico Casella, dem Hauptverantwortlichen für den Aufschwung Italiens zur derzeit stärksten Turnnation in Europa bei Frauen und Männern im Junioren- als auch Seniorenbereich.

In Italien bekam die Familie Pakhniuk zunächst befristete Aufenthaltstitel. „Deshalb mussten alle Verfahren zur Erlangung der Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis mit der Deutschen Botschaft in Rom abgewickelt werden. Für Petro selbst hat das sehr schnell funktioniert, nicht zuletzt deshalb, weil der Deutsche Turnerbund seine berufliche Qualifikation als Kunstturntrainer anerkannt hat.“, erklärt SKV-Präsident Reimund Spies.

petro-pakhniuk


Pakhniuk nahm als Mehrkämpfer an zwei Olympischen Turnwettbewerben, sieben Weltmeisterschaften und acht Europameisterschaften teil. Zu seinen größten internationalen Erfolgen zählen zwei Silbermedaillen bei Europameisterschaften am Barren, seinem Spezialgerät neben dem Mehrkampf. Dort erreichte er auch 2021 in Tokio das Olympiafinale. Gleich zwei von Pakhniuk erstmals in einem internationalen Wettkampf geturnte Höchstschwierigkeiten am Barren wurden als E- und F-Teile in den Internationalen Wertungscode aufgenommen und machen seinen Namen auch nach Abschluss seiner aktiven Laufbahn unsterblich für die nachrückenden Turngenerationen.

Und noch eine bemerkenswerte Information aus seinem Lebenslauf: bevor Petro Pakhniuk Sport studierte, absolvierte er in Kiew ein komplettes Jura-Studium mit dem Berufsabschluss „Rechtsanwalt“.

Den Siegerländer Turnanhängern ist der Name Petro Pakhniuk aus der Kunstturnbundesliga bekannt, wo er zu Beginn kurz für die TG Saar, später dann für einige Jahre für die Eintracht aus Frankfurt an die Geräte ging. Einmal sogar im Siegerland – allerdings in der Corona-Saison 2020 in einem der beiden Wettkämpfe, die ohne Zuschauer im Kunstturnzentrum in Dreis-Tiefenbach ausgetragen werden mussten.

petro-pakhniuk 2020 SKV-Eintracht Frankfurt in Dreis-Tiefenbach

 

„Ich bin sehr froh über die Möglichkeiten, die mir die SKV für meine Karriere als Trainer und für die sichere Zukunft meiner Familie bietet. Das Kunstturnzentrum ist top ausgestattet, alle Geräte entsprechen dem internationalen Standard und sind sehr neu. Das Konzept der Nachwuchsförderung in der SKV von klein auf bis zur Bundesliga entspricht auch meiner Vorstellung einer nachhaltigen Strategie auf höchstem Niveau. Man erkennt sofort, dass hier langfristig gearbeitet und viel Wert auf die Entwicklung der Grundlagen gelegt wird, auch von meinem Trainerkollegen Andreas Jurzo und meinem Vorgänger aus Japan. Zehn Turner im Landeskader, davon zwei im Bundeskader sind das Ergebnis.“ zeigt sich Petro Pakhniuk angetan von dem Umfeld seiner neuen Aufgabe.

„Petro spricht sehr gut Englisch, und lernt bereits fleißig die deutsche Sprache. Wenn es in der Praxis mal klemmt, ist es gerade in der Anfangszeit hilfreich, dass Andreas Jurzo und eine ganze Reihe unserer Nachwuchsturner aus Familien mit russischen Wurzeln stammen. Wichtig ist auch, dass uns die Großeltern eines unserer Nachwuchsturner eine passende Wohnung für Petro und später auch seine Familie zur Verfügung gestellt haben, die nur ein paar Minuten Fahrzeit vom Kunstturnzentrum entfernt ist. So ist eigentlich alles bereit für die weitere Entwicklung unserer Nachwuchsarbeit. Das Niveau, welches wir jetzt mit Petro erreicht haben, ist schon ein Alleinstellungsmerkmal für die SKV in unserer Region, mehr geht nicht“, freut sich Präsident Reimund Spies über den prominenten Neuzugang in der Siegerländer Kunstturnvereinigung.