SKV - SC Cottbus 44:29

12.11.2016, Schießberghalle Geisweid

SKV nur noch einen Sieg vom Erreichen des Bundesligafinales entfernt

Wer vor der Saison der Kunstturnbundesliga die Prognose gewagt hätte, der Aufsteiger Siegerländer KV würde nach dem vorletzten Wettkampftag auf dem 4. Platz liegen und damit im Saisonfinale mit dem seit Jahren in der 1. Liga etablierten Hambüchen-Club KTV Obere Lahn um den begehrten letzten Platz im Ligafinale kämpfen können – dem wären entweder mangelnde Kenntnisse der Kunstturnszene oder zumindest ein allzu optimistischer Blick durch die rosarote Vereinsbrille vorgehalten worden.

Durch nicht erwarteten Sieg der SKV gegen den Rekordmeister SC Cottbus Turnen und die gleichzeitige Niederlage der KTV Obere Lahn bei der TG Saar ist es aber genau dazu gekommen. Noch liegen die Siegerländer mit 6:6 Punkten auf Platz vier vor den hessischen Hinterländern, die 4:8 Punkte aufweisen, im Heimwettkampf am kommenden Samstag aber noch mit der SKV gleichziehen können. Dann könnte die KTV wegen des gewonnen direkten Vergleiches doch noch die Reise nach Ludwigsburg antreten, wo am 3. Dezember die Finalwettbewerbe der Bundesligen Männer und Frauen ausgetragen werden, einer Veranstaltung, die von vielen Experten nicht zuletzt wegen der zahlreichen ausländischen Spitzenturner in allen vertretenen Mannschaften und der mit 4.000 erwarteten Zuschauern in der vollbesetzten MHP-Arena als die attraktivste Turnveranstaltung in Deutschland angesehen wird.

einzelnachweis

Beide Mannschaften konnten zum letzten Heimwettkampf der SKV in dieser Saison nicht in ihrer allerbesten Aufstellung antreten. Sowohl der SCC Cottbus Turnen (Devin Woitalla) als auch die SKV (Lucas Herrmann) mussten nach dem Deutschlandpokal für Jugendmannschaften einen ihrer Nachwuchsturner für den Juniorenländerkampf Deutschland-Italien abstellen, der gleichzeitig in Dietz/Rheinlandpfalz stattfand. Noch schwerer wog für die SKV aber der krankheitsbedingte Ausfall des Ex-Europameisters Matthias Fahrig. „Matthias leidet an einer eitrigen Entzündung im Rachenbereich und muss noch Antibiotika einnehmen. Unter diesen Umständen ist sein Einsatz nicht zu verantworten. Die 8-10 Scorepunkte, die uns das kosten kann, machen die Aufgabe gegen einen starken Gegner wie Cottbus natürlich nicht leichter“, war sich der SKV-Präsident Reimund Spies über die zusätzliche Herausforderung im Klaren.

Der Wettkampf selbst begann in der mit rund 500 Zuschauern gut besuchten Dreifachsporthalle auf dem Schießberg mit mehr als einstündiger Verspätung, weil die neutralen Kampfrichter im Stau stecken geblieben waren. Zwar stand Bernd Krombach, Ligakoordinator und in der Kampfrichterszene in Deutschland seit Jahren eine feste Größe, mit den aus dem Kreis Goslar angereisten Kampfrichtern in ständiger Verbindung, die Geduld der Turner, Vereinsverantwortlichen und der Zuschauer wurde aber dennoch auf eine harte Probe gestellt, bis dann die Geräte zum obligatorischen Einturnen freigegeben werden konnten.

Offensichtlich hatten die Siegerländer Turner die naturgemäß noch einmal zusätzlich belasteten Nerven besser im Griff als ihre Cottbuser Kontrahenten, konnten sie doch schon beim Bodenturnen einen deutlichen Vorsprung herausarbeiten. Wie so oft sollte schon die erste Übung richtungsweisend für den gesamten Wettkampfverlauf sein, und in solchen Situationen können sich die Siegerländer auf das Können und die Routine ihres Mannschaftskapitäns Jona Rohleder verlassen. Seine sichere Übung setzte den Nationalturner in Cottbuser Reihen, Christopher Jursch so unter Zugzwang, dass er seine hochwertige Übung nicht ohne Fehler vorführen konnte, so dass das Eingangsduell mit einem Unentschieden endete. Noch schlimmer erging es Igor Radivilov, als Weltklasse-Springer eigentlich auch ein guter Bodenturner, der aber nach zwei schweren Fehlern dem belgischen SKV-Turner Daan Kenis gleich 5 Scorepunkte überlassen musste. Philipp Herder steuerte durch seine Übung 2 weitere Punkte bei, und nachdem lediglich Daniel Uhlig, der durch Rückenprobleme unter der Woche nicht so trainieren konnte wie gewohnt, nur einen Scorepunkt abgeben musste, ging die erste Gerätewertung mit 7:1 überraschend deutlich an den Gastgeber.

Dass sich das Seitpferd den Turnern der SKV nur allzu oft als störrisches Turngerät in den Weg stellt, war schon in der Aufstiegssaison 2015 so, und hatte sich auch in den ersten fünf Wettkämpfen 2016 nicht geändert. Zwar eröffnete Philipp Herder diesen Durchgang mit einem unerwarteten Punktgewinn gegen Christopher Jursch, Sebastian Bock musste sich jedoch nach einem Absteiger gegen den zweiten ukrainischen Nationalturner der Cottbus, Oleksander Suprun, mit 0:5 Punkten geschlagen geben. Dann wendete sich jedoch das Blatt zugunsten der SKV. Zuerst nahm Daniel Uhlig seinem Kontrahenten 3 Punkte ab, und der US-Amerikaner Kanji Oyama bewies Nervenstärke und sicherte mit 14,25 Punkten – der bisherigen Saisonbestleistung der SKV an diesem Gerät – 5 Scorepunkte und den ersten Gerätegewinn in dieser Saison am Seitpferd, der zudem mit 9:5 Punkten recht deutlich ausfiel.

Beim anschließenden Ringeturnen kam es zum indirekten Aufeinandertreffen von zwei Protagonisten an diesem Gerät, die zur absoluten Weltspitze gehören. Zwar hatten es die Taktiker in beiden Teams geschafft, ein Direktduell von Igor Radivilov und dem belgischen Ringespezialisten in Siegerländer Reihen Dennis Goossens zu vermeiden, beide turnten jedoch nahezu identische Übungen mit Ausgangswerten von 6,5 und Endwerten von 14,90 Punkten, und teilten sich damit die Tageshöchstnote. Radivilov erreichte in seinem Duell 5 Scorepunkte, während Goossens sich mit 4 zufrieden geben musste – das allerdings gegen den zweitstärksten Cottbuser an den Ringen, Marc Krause. Für den 8:5 Teilerfolg an den Ringen für die SKV sorgte Philipp Herder, der für seine schwungvoll vorgetragene Übung 14,25 Punkte erhielt und so seinem Cottbuser Kontrahenten Mihan 4 Scorepunkte abknöpfen konnte, was die deutliche Halbzeitführung der SKV von 24:11 ergab.

Die zweite Halbzeit begann mit dem Sprung recht unglücklich für die Siegerländer, und insbesondere für Andreas Jurzo. Er hatte sich mit seinem vor der Saison neu erlernten, schwierigen Sprung gerade einen Stammplatz in Ligamannschaft erkämpft, musste jedoch diesmal die letzte Drehung des Sprunges abbrechen. Jurzo konnte zwar seinen Sprung noch stehen, der Landedruck war jedoch so stark, dass er sich eine Knieverletzung zuzog, die einen Einsatz im letzten Wettkampf der Saison ausschließen wird, wie die erste Diagnose des Mannschaftsarztes Falk Uhlig ergab. Den besten Sprung des Tages zeigte erwartungsgemäß der Ukrainer Radivilov, 2012 in London Gewinner der Bronzemedaille an diesem Gerät und in diesem Jahr in Rio ebenfalls im Sprungfinale vertreten. Seine 4 Scorepunkte sorgten dafür, dass dieses Gerät mit 6:7 Punkten an die Lausitzer ging.

„Die Cottbuser sind starke Barrenturner“, wusste Co-Kommentator Sebastian Spies noch aus dem letzten Zusammentreffen der Siegerländer mit dem Rekordmeister aus der Lausitz, welches Spies 2014 noch als aktiver Turner erlebt hatte. Die Cottbuser gingen durch sichere Leistungen ihrer Turner Prügel, Suprun und Jursch auch rasch mit 6:0 in Führung, so dass es erneut an Kanji Oyama lag, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Wenn auch dieses Duell klar verloren gegangen wäre, dann hätte der Wettkampf vor dem abschließenden Reckturnen noch einmal kippen können. Beflügelt von seinem guten Abschneiden bei dem Joaquim Blume Memorial am vorigen Wochenende in Barcelona, wo Oyama in seinem ersten internationalen Einsatz die US- Nationalmannschaft einen viel beachteten dritten Platz belegt hatte, zeigte er eine brillante Übung mit mehreren Saltos zwischen und über den Holmen, die zu Recht mit der Höchstwertung an diesem Gerät von 14,35 Punkten belohnt wurde und 4 Scorepunkte einbrachten, womit von dem Halbzeitvorsprung von 13 Punkten immerhin noch 10 verblieben waren.

Spannung war also auch noch für den abschließenden Durchgang am Reck garantiert. „Ein Fehlgriff bei einem Flugteil, und 5 Punkte und damit die Hälfte des Vorsprunges sind weg, und bei einem zweiten Fehler steht es dann wieder Spitze auf Knopf“, brachte es Steffen Rosenkranz, langjähriges Teammitglied der SKV und jetzt für die Aufnahmen der Videoanalysen zuständig, auf den Punkt. Es gab dann auch gleich im ersten Duell einen Sturz vom Reck, dieser passierte aber ausgerechnet Oleksander Suprun, einem der sichersten Reckturner in der Bundesliga, und damit war nicht nur das Reckturnen, sondern der ganze Wettkampf entschieden. Die SKV Turner Rohleder, Bock, Kenis und Leibiger brachten ihre Übungen ohne Probleme zu Ende, nur Leibiger musste Punkte gegen Christoper Jursch abgeben. Am Ende stand mit 44:29 Punkten ein Vorsprung der Siegerländer auf der Anzeigetafel, der deutlicher war als erwartet und auch die Spannung, die den während des ganzen Wettkampfes anhielt, nur unzureichend zum Ausdruck brachte.

Topscorer des Tages war diesmal Kanji Oyama, der in nur 3 Duellen 13 Punkte erzielen konnte und mit dem T-Shirt der Deutschen Turnliga ein weiteres Erinnerungsstück an seine erfolgreichen Turnauftritte mit der SKV mit in seine Heimat nehmen kann.

„Wir sind natürlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis, und vor allem damit, wie die Mannschaft es verstanden hat, den Ausfall von Matthias Fahrig weg zu stecken. Wir waren zwar noch nicht ganz fehlerlos, aber wir haben von Anfang an den Wettkampf dominiert und ihn auch verdient gewonnen. Ich bin immer wieder begeistert über unsere amerikanischen Gastturner, in diesem Jahr Kanji Oyama, der sich von Wettkampf zu Wettkampf steigert und seine Leistung im richtigen Moment abrufen kann“, so das positive Fazit von SKV-Präsident nach dem Wettkampf.

„Ich werde während der Wettkämpfe, aber auch in den Tagen dazwischen, von vielen Turnfreunden aus dem Siegerland angesprochen, alten und aktuellen Kollegen aus dem Gauvorstand beispielsweise. Man ist wirklich begeistert von dem, was die SKV hier in der Bundesliga leistet, wie sich die Mannschaft präsentiert, und welche öffentliche Beachtung das Turnen hierdurch in unserer Region erfährt. Das freut uns natürlich, und gibt der Arbeit, die hinter diesen Erfolgen steht, einen zusätzlichen Sinn“, zeigte sich auch Horst-Walter Eckhardt, Vorstandsmitglied der SKV und früherer Vorsitzender des Siegerland Turngaues, zufrieden über einen rundum gelungenen Wettkampf der SKV in der Kunstturnbundesliga.

tabelle

Vorbericht

Rekordmeister SC Cottbus Turnen zu Gast bei der SKV

Dass es in der 1. Kunstturnbundesliga für den Aufsteiger Siegerländer Kunstturnvereinigung keine leichten Heimgegner gibt, sieht man spätestens, wenn man auf die eindrucksvolle Vereinsgeschichte des SC Cottbus Turnen schaut. Nach dem MTV Stuttgart als Meister von 2014 und der KTV Straubenhardt als Vorjahrmeister kommen nun die Cottbuser als Rekordmeister der Deutschen Turnliga zum 3. und letzten Heimwettkampf in dieser Saison in die Geisweider Schießberghalle.

sc

Insgesamt 9 Mal gelang es der Mannschaft aus dem östlichsten Bundesland, den Titel eines Deutschen Mannschaftsmeisters im Kunstturnen zu erringen, dazu wurde man noch 5 Mal Vizemeister und gewann weitere zwei Bronzemedaillen. Und das alles erst seit 1991, als man in der neugeschaffenen „gesamtdeutschen“ Bundesliga gleich auf Anhieb in einem spannenden Endkampf den damaligen TK Hannover bezwingen konnte. Dabei hat das Kunstturnen – so wie manch andere Sportart – eine glanzvolle Geschichte in der Lausitz, zahlreiche Medaillengewinner bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen geben ein beredtes Zeugnis hiervon.

Zwar wurde die letzte Meisterschaft schon 2010 errungen, und insbesondere nach dem frühen Karriereende von Philipp Boy – zusammen mit Fabian Hambüchen und Marcel Nguyen einer der drei Turner, für die der Begriff „Goldene Generation“ geprägt wurde - musste man auch in Cottbus kleinere Brötchen backen. Man setzte fortan verstärkt auf Nachwuchsturner aus der Sportschule Lausitz am Olympiastützpunkt Cottbus, und das mit Erfolg. Immer wieder gelingt es dem Trainerstab in Cottbus, hervorragende Turnschüler auszubilden, die in den jeweiligen Altersklassen in Deutschland führend sind, was man nicht zuletzt beim Deutschland Pokal am vorigen Wochenende in Schwäbisch Gmünd beobachten konnte. Dort gewann die Mannschaft des Landesturnverbandes Brandenburg, die praktisch identisch ist mit der Jugendmannschaft des SC Cottbus, die Wertung in der Altersklasse 15-18, und die vier in dieser Mannschaft eingesetzten Turner gehören auch bereits zum Kader des Bundesligateams des SCC für diese Saison.

Natürlich gehören zu der Bundesligamannschaft nicht nur Nachwuchsturner, sondern auch gestandene Nationalturner wie beispielsweise Christopher Jursch, der sich in diesem Jahr bei den Deutschen Meisterschaften und der nachfolgenden Olympiaqualifikation einen harten Kampf mit Philipp Herder lieferte und nur ganz knapp an der Nominierung für Rio scheiterte. Schon traditionell setzen die Lausitzer ukrainische Nationalturner in ihrer Mannschaft ein, von denen in diesem Jahr an erster Stelle Igor Radivilov zu nennen ist, der bereits 2012 in London die Bronzemedaille im Sprung gewann. Radivilov erreichte auch in diesem Jahr wieder das Finale an diesem Gerät in Rio, riskierte aber mit einem nie zuvor gezeigten Sprung (Überschlag mit anschließendem Dreifach-Salto) zu viel und verlor eine mögliche weitere Olympiamedaille. Radivilov ist auch ein ausgezeichneter Ringeturner, der ohne weiteres eine Übung in der „Preisklasse“ des SKV-Ringespezialisten Dennis Goossens zeigen kann.

In den bisherigen 5 Saisonwettkämpfen haben sich die Cottbuser von Samstag zu Samstag gesteigert und sicherten sich zuletzt durch einen Sieg über den „Ohne-Hambüchen-Club“ KTV Obere Lahn – wie sie das selbstbewusst auf ihrer Facebook-Seite schrieben – die notwendigen Punkte für den vorzeitigen Klassenerhalt. Jetzt haben sie ihre Ambitionen auf das Erreichen der Finalwettbewerbe am 3. Dezember in Ludwigsburg heraufgesetzt, ein Ziel, welches freilich auch die SKV und die KTV Obere Lahn zu Recht noch hegen. Wie ernst die Cottbuser den Aufsteiger SKV nach den bisherigen guten Saisonleistungen nehmen, kann man daran sehen, dass sie bereits im Laufe des Freitags im Siegerland eintreffen werden, ein Aufwand, der in der Kunstturnbundesliga an sich nicht üblich ist.

Die SKV hatte für den letzten Heimwettkampf erneut ihre stärkste Mannschaft einschließlich des belgischen Ringekünstlers Goossens vorgesehen, muss aber noch um den Einsatz von Matthias Fahrig bangen, der an seinen Spezialgeräten Boden und Sprung zum besten Punktesammler der Siegerländer geworden ist. Fahrig hat für ein paar Tage mit einer schweren Erkältung das Bett gehütet, so dass abgewartet werden muss, ob er rechtzeitig fit einen Einsatz wird. „Sollte Matthias endgültig ausfallen, müssen unsere jungen Turner ran, die auf einen Einsatz brennen und sich die Chance nicht entgehen lassen wollen, mit einem Sieg gegen die Cottbuser das Tor zu dem Finale in Ludwigsburg ganz weit aufzustoßen“, gibt sich der selbst an einer Erkältung laborierende SKV-Präsident Reimund Spies kämpferisch, gefragt um die Aussichten der Siegerländer im letzten Heimwettkampf der Saison 2016.

Der Wettkampf wird in der Dreifachhalle auf dem Schießberg in Siegen-Geisweid ausgetragen. Einlass ist ab 14 Uhr, das Einturnen beginnt um 15 Uhr und der eigentliche Wettkampf um 16 Uhr.

 

Vorsaison-Bericht

SC Cottbus Turnen e.V.

Am 12.11. empfängt die Siegerländer Kunstturnvereinigung in ihrem letzten Heimwettkampf in der Sporthalle am Schießberg in Siegen-Geisweid mit dem SC Cottbus den deutschen Rekordmeister im Kunstturnen der Männer.

Schon vor der Wiedervereinigung 1989 zählte der 1954 gegründete SC Cottbus zu den erfolgreichsten Vereinen in der damaligen DDR im Turnen. Bekannte Namen aus der Zeit vor 1989 waren beispielsweise Jens Fischer, Sylvio Kroll oder Maik Belle, alle Mitglieder der international erfolgreichen DDR-Mannschaft und Medaillengewinner bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, in einer Zeit, als das Turnen in Westdeutschland gemessen an internationalen Standards besten-falls Mittelmaß darstellte. Erfolgreichster Turner des SC Cottbus aus dieser Zeit war zweifelsohne Sylvio Kroll, mehrfacher Weltmeister und Gewinner zweier Silbermedaillen bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul.

1991 qualifizierte sich die Turnabteilung des SC Cottbus dann für die erste gesamtdeutsche Turnliga und wurde gleich im ersten Jahr des Bestehens dieser Liga Deutscher Mannschaftsmeister, in einer sehr knappen Entscheidung gegen den TK Hannover.

Von da an zählte der SC Cottbus – dessen Turnabteilung sich dann später als SC Cottbus Turnen e.V. verselbständigte – immer zu den besten vier Mannschaften der DTL. 9 Meistertitel, 5 Vizemeisterschaften und zwei weitere Finalteilnahmen machen unseren Gast im letzten Heimwettkampf zu dem unbestritten erfolgreichsten Verein in der Deutschen Turnliga in den letzten 25 Jahren.

Vor allem nach dem frühen Rücktritt des zweimaligen Vizeweltmeisters im Mehrkampf Philipp Boy vom Wettkampfsport in 2012 ist es dann etwas ruhiger um den SC Cottbus Turnen geworden. Heute setzt man überwiegend auf Nachwuchsturner aus dem Olympiastützpunkt Cottbus, die in den AK-Klassen des Deutschen Turnerbundes nach wie vor führend sind. Man hat aber auch mit Christopher Jursch einen aktuellen Nationalturner in der Mannschaft, die traditionell durch starke ukrainische Nationalturner verstärkt wird.

Hierzu wird auch wieder Igor Radivilov gehören, der in Rio mit dem 9. Platz in der Qualifikation das Ringefinale zwar knapp verpasste, dafür aber dann im Sprungfinale mit einem neuen Sprung weltweit Aufsehen erregte. Zwar klappte sein dreifacher Salto – mit einem Ausgangswert von 7.0 der aktuell schwerste Sprung im Code de Pointage – noch nicht ganz und wurde deshalb noch nicht als „Radivilov“ in das Turn-ABC aufgenommen. Vielleicht zeigt er diesen Sprung aber bei dem Wettkampf in Geisweid – er wäre für die Kunstturnanhänger aus dem Siegerland allein das Eintrittsgeld wert.