Deutliche Auswärtsniederlage: TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau - SKV 49:21

Das hatten sich die Turner des Siegerländer Erstbundesligisten bei ihrem Auswärtswettkampf in Schwäbisch-Gmünd sicher ganz anders vorgestellt. Zwar gelang es ihnen, einige Fehler im Vergleich zum Auftakt gegen Aufsteiger Vinnhorst vom vorigen Wochenende abzustellen, dafür kamen dann gegen den erwartet starken TV Wetzgau neue Patzer hinzu – der erhoffte Schritt nach vorn blieb damit aus.

Beide Teams waren mit der Stabilität ihrer Übungen beim Saisonstart nicht zufrieden, und wollten hier den Hebel ansetzen. Da die Wetzgauer ihre Auftaktbegegnung in Cottbus verloren hatten, wären ihre nach einer deutlichen Verstärkung der Mannschaft durchaus berechtigten hohen Saisonziele gleich in weite Ferne gerückt. Sie standen also unter Druck, zumal ihr russischer Superstar Artur Dalaloyan – mehrfacher Goldmedaillengewinner bei den letzten Weltmeisterschaften in Doha/Qatar – wegen der Teilnahme an den nationalen Meisterschaften fehlte.

Dafür meldete sich ihr „Urgestein“ Helge Liebrich wieder fit für fünf Übungen, und auch Andreas Toba ging trotz gesundheitlicher Probleme vier Mal an die Geräte. Wie erwartet, konnten die Turner aus der Stauferstadt ein mit dem Niederländer Bart Deurloo und dem Spanier Nestor Abad starkes Ausländerduo aufbieten, welches allein für 20 der 49 Scorepunkte der Wetzgauer in der mit 700 Zuschauern gut besuchten Gmünder Sporthalle sorgte.

Vor allem aber, und das war ausschlaggebend für den am Ende deutlichen Sieg, waren sie im Gegensatz zu den Siegerländern tatsächlich in der Lage, ihre Fehlerquote zu minimieren. Hierzu trugen auch ihre beiden „schwäbischen“ Neuzugänge Felix Pohl und Carlo Hörr bei, die vom MTV Stuttgart bzw. dem KTT Heilbronn ins Remstal gewechselt sind. Beide gehören der Nationalmannschaft an und trainieren am Bundesleistungsstützpunkt Stuttgart. Carlo Hörr turnte am Samstag einen Mehrkampf mit respektablen 80,95 Punkten und wurde folgerichtig Top-Scorer des Tages.

Bei den SKV Turnern hingegen wechselten sich Licht und Schatten ab. Beispiel Andreas Jurzo: am Boden nach einer sehr schönen Übung mit 14.05 Punkten honoriert, konnte er diesen Schwung nicht an sein eigentliches Paradegerät Sprung mitnehmen, stürzte dort und erhielt nur 12,10 Punkte nach derer 14,05 vom vorigen Samstag.

Ähnlich erging es dem Briten Courtney Tulloch, am vorigen Samstag noch Top-Scorer der SKV. An den Ringen eine absolute Weltklasseleistung, die mit 14,95 Punkten die Tageshöchstnote einbrachte, am nachfolgenden Sprung dann eine Landung auf allen Vieren und 12,95 Punkte – allerdings nach dem schwierigsten Sprung des Tages und zu einem Zeitpunkt, in dem nur noch großes Risiko eine Trendwende im Wettkampf hätte einleiten können.

Dieser war nämlich schon nach dem Seitpferdturnen praktisch für die Siegerländer verloren. Hatte es am Boden noch ganz gut angefangen – lediglich ein Sturz von Dario Sissakis verhinderte hier einen Gerätesieg – zeigte sich das Turnpferd wieder einmal von seiner störrischen Seite. Vor allem Philipp Herder musste kräftig Federn lassen. Absteiger und Unsicherheiten kennzeichneten seine Übung, die erzielten 9,70 Punkte zählen sicher zu den niedrigsten, die der Berliner in seinen 10 Jahren Ligaturnen für die SKV hinnehmen musste. Da half es auch nicht richtig weiter, dass der slowenische Vize-Europameister an diesem Gerät, Saso Bertoncelj, seine Übung durchturnen und Andreas Toba drei Scorepunkte abknöpfen konnte.

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Saso Bertoncelj mit 3 Scorepunkten am Seitpferd

Was man allen Turnern zugutehalten muss: trotz aller Patzer ließen sie sich nicht unterkriegen. Dario Sissakis turnte nach dem Fehler am Boden eine blitzsaubere Ringeübung und glänzte mit 14,00 Punkten am Sprung, Philipp Herder zeigte eine kraftvolle Übung an den Ringen, die mit 13,55 Punkten belohnt wurde und steigerte sich am Barren auf einen Ausgangswert von 6,0 Punkten, Bestwert für diese Saison. Sebastian Bock, ebenfalls mit einem Absteiger am Seitpferd belastet, musste anschließend in drei Duellen gegen Andreas Toba antreten: während er an den Ringen noch trotz einer starken Übung dem „Helden von Rio“ unterlag, konnte er am Barren den Spieß umdrehen, zwei Punkten gewinnen, und das Duell am Reck unentschieden gestalten.

Apropos Reck: hier kam Eric Hinrichs zu seinem ersten Saisoneinsatz und zeigte mit 13,05 Punkten eine ebenso saubere Übung wie Routinier Jonas Rohleder, der sich auf 13,35 Punkte steigern konnte. Pech für die beiden SKV-ler, dass an diesem Tag ihre Konkurrenten aus Wetzgau noch stärker waren, wobei es der Bochumer Eric Hinrichs mit dem Niederländer Bart Deurloo aufnehmen musste, der 2017 immerhin die Silbermedaille an diesem Gerät gewinnen konnte.

So blieb am Ende der SKV-Mannschaft nur, die Überlegenheit der Wetzgauer anzuerkennen, die mit 49:21 Scorepunkten und 12:0 Gerätewertungen deutlicher ausfiel als erwartet. Auch das Minimalziel „Gerätegewinne“ wurde verfehlt, allerdings knapp: am Boden mit zwei und an den Ringen und am Barren jeweils mit einem Scorepunkt. Da ist es ein schwacher Trost, dass der vermutliche Hauptkonkurrent um Platz 4 und damit den Finaleinzug SC Cottbus beim TuS Vinnhorst zwar erwartungsgemäß gewann, aber acht Gerätepunkte abgeben musste, war es doch die Absicht der SKV-Verantwortlichen, diesmal nicht auf Schützenhilfe anderer angewiesen zu sein, sondern das erklärte Saisonziel aus eigenen Kräften zu erreichen.

Sieben Wochen verbleiben den Siegerländer Turnern nun zur weiteren Leistungssteigerung, bis am 27. April der KTV Straubenhardt als erklärter Meisterschaftsfavorit in die Siegener Giersberghalle kommt. Für die Spitzenturner gibt es allerdings keine Pause – zunächst stehen verschiedene Weltcup-Turniere an, bevor es dann im April mit den Europameisterschaften in Polen zum ersten internationalen Saisonhöhepunkt kommt. Auch hier werden SKV Turner am Start sein.

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Dario Sissakis mit einer starken Ringeübung

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Courtney Tulloch mit Tageshöchstnote von 14,95 Punkten an den Ringen

 

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Sebastian

Fabian Lotz und Sebastian Bock 

Die Einzelergebnisse

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