Philipp Herder’s Traum von Olympia wird wahr

Diese Nachricht dürfte die vielen Kunstturnfreunde im Siegerland besonders freuen, auch wenn die langjährige Nr. 1 des Bundesligisten SKV vom Herbst an für einen anderen Verein starten wird: Philipp Herder wurde vom Deutschen Turnerbund für die Mannschaft nominiert, die in etwas mehr als einem Monat an den Olympischen Turnwettbewerben in Tokio teilnehmen wird.

Lange Zeit hatte es nicht danach ausgesehen, als dass der 28-jährige Berliner noch das Ticket für Tokio würde lösen können, und zwar nicht wie 2016 in Rio als Ersatzturner, sondern als Teil der vierköpfigen Riege, die am  24. Juli im „Ariake Gymnastics Centre“ in der Mannschaftsqualifikation der Männer antritt.

Nach den guten Mehrkampfleistungen bei den Deutschen Meisterschaften im ersten Juni-Wochenende in Dortmund und der Olympiaqualifikation, die am vergangenen Wochenende in der Münchener Olympiahalle ausgetragen wurden, wurde Philipp Herder als vierter Turner nominiert und verdrängte damit noch den Hallenser Nick Klessing (KTV Straubenhardt) quasi auf der Zielgeraden auf den Reservistenplatz.

Ausschlaggebend waren sicher die besseren Mehrkampfleistungen von Herder im Vergleich zu Klessing, der zwar an einzelnen Geräten höhere Punktzahlen vorweisen konnte, an den wettkampfentscheidenden Geräten wie Seitpferd und Reck aber noch Schwächen zeigt. Bei dem Austragungsmodus (vier Turner treten an jedem Gerät an, drei kommen in die Wertung) ist es wichtig, einen zuverlässigen Punktesammler wie Philipp Herder an Bord zu haben, der die jeweilige Geräteleistung absichern kann, auch wenn mal ein andere Turner ein schlechteres Ergebnis erzielt.

Für den DTB stand von Anfang fest, dass das Erreichen des Mannschaftsfinales eine der wesentlichen Zielsetzungen für Tokio sein würde, neben dem Erreichen des einen oder anderen Gerätefinals, für die hauptsächlich die beiden vorab nominierten Andreas Toba (TV Wetzgau) und Lukas Dauser (TuS Vinnhorst) Kandidaten sind. Vierter im Bunde ist der Erfurter Nils Dunkel (TuS Vinnhorst), der den Siegerländer Turnfreunden sicher noch von seinem Einsatz in der Bundesligamannschaft der SKV 2014 bekannt ist.

Für Philipp Herder ist die Berufung ins Olympiateam mit Sicherheit der Höhepunkt seiner Karriere, die ihn bereits zur Teilnahme an fünf aufeinander folgenden Weltmeisterschaften führte. Dazu gehörte aber auch das Erlebnis als Ersatzturner in Rio, der auch dann nicht den Regeln des Internationalen Turnerbundes zufolge eingesetzt werden konnte, als Andreas Toba sich im Qualifikationswettkampf so schwer verletzte, dass er im Finale nicht mehr turnen konnte.


philipp-herderFoto: Arndt Falter
Von 2010 bis 2020 war der Berliner Physikstudent Philipp Herder Mitglied der Bundesligamannschaft der Siegerländer Kunstturnvereinigung. In mehr als 70 Bundesligawettkämpfen trug er mit herausragenden Leistungen dazu bei, dass sich die SKV nach dem Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga 2015 dort etablieren konnte und dreimal die Finalwettbewerbe der Deutschen Turnliga erreichte. 2020 gelang der SKV mit dem 3. Platz der größte Erfolg seit den beiden Meistertiteln 1978 und 1979.

„Wenn wir einem Turner diese Nominierung gönnen, dann Philipp. Und das ganz unabhängig davon, dass er nach 11 Jahren bei der SKV nun noch einmal für einen anderen Verein turnen will. Die Olympiateilnahme war und ist der Lebenstraum von Philipp, und dass er jetzt in Erfüllung gehen kann, ist etwas ganz Besonderes, für ihn, aber auch für alle Siegerländer Turnfreunde“, freut sich SKV-Präsident Reimund Spies über die Nachrichten aus der Frankfurter DTB-Zentrale.

 

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Die Riege, die Deutschland bei den Olympischen Spielen in Tokio vertreten wird - und zwar am 24. Juli im „Ariake Gymnastics Centre“, wenn es um die Manschaftsqualifikation der Männer geht: Andreas Toba, Philipp Herder, Nils Dunkel und Lukas Dauser

Bild: Tom Weller/ 24passion